Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik

Das Kinofilm-Magazin „Cinema“ hat in den letzten Jahren etliche Filmbücher herausgebracht, in denen Artikel aus dem Magazin gesammelt veröffentlicht wurden. Eines der Filmbücher ist „Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik“. Der Band bietet einen opulenten Einblick in die Entstehung der fantastischen Bücher, Kinofilme und der Serie anhand von Texten und reichlich Bildern.

von Markus Kolbeck

Das Hardcover-Buch wurde auf Deutsch 2022 mit einem Umfang von 226 Seiten und zu einem Preis von 30,- Euro bei Panini veröffentlicht. Der Band enthält in neun Kapiteln journalistisch aufbereitete Info-Texte und – meist in Farbe – aussagefähige Bilder zu den vier Büchern, den sechs Filmen und der Amazon-Serie. Als Autoren fungierten Oliver Noelle, Volker Bleeck und Philipp Schulze.

Inhalt

Kapitel 1: „J. R. R. Tolkien: Die Ursprünge von ‚Der Herr der Ringe‘“

Der Anglistik-Professor John Ronald Reuel Tolkien (JRRT) (1892-1973) hat als Autor der Fantasy-Bücher „Der kleine Hobbit“ (im englischen Original 1937) sowie „Die Gefährten“, „Die zwei Türme“ und „Die Rückkehr des Königs“ der Trilogie „Der Herr der Ringe“ (1954-55) zwar nicht das literarische Genre der Fantasy erfunden, jedoch gelte er laut Fantasy-Experte Prof. Markus May als Begründer einer neuen Art zu schreiben: der High Fantasy! Tolkiens von Wesen wie Elben, Hobbits und Orks (aber auch Menschen) besiedelte Welt Mittelerde wurde nicht einfach so erfunden. Vielmehr habe der Autor auf Mythen und Legenden zurückgegriffen. Insgesamt gebe es fünf Ursprünge: Philologie, Mythologie, seinen christlichen Glauben, moderne Literatur und seinen Lebenslauf. Die Welt sei mit unglaublicher Plausibilität gestaltet worden; so habe JRRT eine völlig neue Mythologie erfunden.

Kapitel 2: „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ (2001)

In diesem Kapitel wird der erste Teil der Kinofilmtrilogie präsentiert. Nachdem sich große Regisseure wie Steven Spielberg die Zähne an einer Verfilmung ausgebissen haben, hat Peter Jackson die Fantasy-Trilogie in fantastischen Bildern verwirklicht. Schauspieler wie Elijah Wood als Hobbit Frodo, Ian Holm als Hobbit Bilbo Beutlin, Ian McKellen als Zauberer Gandalf, Orlando Bloom als Elb Legolas, Andy Serkis als das Wesen Gollum (ein früherer Ringträger) und Cate Blanchett als Elbenfürstin Galadriel haben den drei Filmen magisch Leben eingehaucht. Die zugrundeliegenden drei Bücher haben natürlich der gesamte Cast und die gesamte Crew immer wieder zurate gezogen. Der Regisseur wollte – so das Buch – Mittelerde so realistisch wie möglich gestalten. Es sei sicherlich kein herkömmlicher Fantasy-Film! Die Software „Massive“ für die Darstellung von Massenszenen, wie etwa Schlachten, wird vorgestellt. Die Ringgeister (Nazgûl,  ehemalige Träger von Ringen der Macht) werden als Schwarze Reiter abgebildet, außerdem Orks. „Die Gefährten“ hat vier Oscars erzielt!

Kapitel 3: „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ (2002)

Hier wird der zweite Teil der Trilogie behandelt. Neuzugänge im Cast sind Miranda Otto als Schildmaid von Rohan, Éowyn, Brad Dourif als Sarumans (ein Zauberer wie Gandalf) Agent, Grima Schlangenzunge, Bernard Hill als König von Rohan, Théoden, Karl Urban als Kriegerprinz von Rohan, Éomer, und David Wenham als Krieger von Gondor, Faramir (Bruder von Boromir, einem der neun Gefährten). Es gebe noch fantastischere Monster in diesem Film, wie die als Ents bezeichneten Baumhirten, die aber nicht hier abgebildet werden. Außerdem gibt es die Inszenierung einer großen Schlacht. Es wird von Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Filmdreh berichtet und wie Cast und Crew als Gemeinschaft fungieren. Für Andy Serkis als Gollum wird Performance Capturing (ähnlich Motion Capturing) verwendet, das hier vorgestellt wird. Gollum sei die erste Digitalkreatur in der Filmgeschichte mit emotionalen Ausdruck! „Die zwei Türme“ hat zwei Oscars erhalten!

Kapitel 4: „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2003)

Das Ende der Trilogie. Große Änderungen beim Cast gibt es nicht. An phantastischen Kreaturen gibt es unter anderem die Riesenspinne Kankra, die ohne Abbildung bleibt. Der Dreh in Neuseeland sei das größte Abenteuer für Cast und Crew gewesen. Die ersten beiden Filme seien für den Regisseur Peter Jackson im Grunde nur Kostümproben gewesen; dies sei „der eine Film“. Die Trilogie sei für die Ewigkeit gemacht. Es gibt eine gewaltige Entscheidungsschlacht. „Die Rückkehr des Königs“ hat sage und schreibe elf Oscars eingeheimst.

Kapitel 5: „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (2012)

Der erste Film der neuen Prequel-Fantasy-Trilogie, die 60 Jahre vor „Der Herr der Ringe“ spielt. Martin Freeman spielt den Hobbit Bilbo Beutlin als Schatzsucher mit Diebesfähigkeiten. Ian McKellen ist wieder dabei als Gandalf der Graue. Auch Galadriel, gespielt von Cate Blanchett, wird ihre Rolle darin spielen. Außerdem Andy Serkis als Gollum und Hugo Weaving als Elbenfürst Elrond Halbelb. Bekannt wurde auch Benedict Cumberbatch als Performer des Drachen Smaug und des Nekromanten Sauron. Es gibt die dreizehn Zwerge aus dem Buch, angeführt von Richard Armitage als Königsanwärter Thorin Eichenschild. Es wird auf die Produktionsanfänge von der Idee bis zum Dreh eingegangen sowie auf die Dreharbeiten selbst. Eigentlich sei Guillermo del Toro als Regisseur für die Filme vorgesehen gewesen.

Kapitel 6: „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ (2013)

Im zweiten Teil kommt zum Cast Evangeline Lilly als Elbenkriegerin Tauriel dazu, Orlando Bloom als Elbenprinz, Luke Evans als Bogenschütze Bard und außerdem Lee Pace als Elbenkönig Thranduil. Die Zwerge kommen langsam ihrem Ziel näher, ihre angestammte Heimat, die Bergfeste Erebor, zurückzuerobern.

Kapitel 7: „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ (2014)

Der dritte und letzte Teil der „Hobbit“-Trilogie. Martin Freeman wolle den Hobbit Bilbo Beutlin nicht immer nur verängstigt spielen. Bilbo sei mutig, aber für ihn seien seine Taten nicht heldenhaft, sondern notwendig. Gandalf konfrontiert den Nekromanten und wird stark geschwächt. Der Nekromant wird vom Weißen Rat der Mächtigen von Mittelerde bekämpft. Bard und Smaug gehen ihrem Schicksal entgegen. Es kommt zur titelgebenden Schlacht.

Kapitel 8: „Die Ringe der Macht“ (2022)

Während die Bücher und die beiden Filmtrilogien Ende des Dritten Zeitalters in Mittelerde spielen, handelt die Amazon-Fantasy-Serie „Die Ringe der Macht“ als Prequel ungefähr im Jahr 1000 des Zweiten Zeitalters, Jahrtausende vor den Geschehnissen in „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“. Die Serie erzählt, wie Sauron mithilfe der Elben, darunter Elbenschmied Celebrimbor, dargestellt von Charles Edwards, die magischen Ringe der Macht und dann im Geheimen den Einen Ring schmiedet. Númenor und sein Untergang werden thematisiert. Die Elbenfürstin Galadriel lebte zu dieser Zeit schon und wird von Morfydd Clark gespielt. Der ebenfalls in diesem Zeitalter wirkende Halbelb Elrond wird von Robert Aramayo gemimt. Der Darsteller von Elbenhochkönig Gil-galad heißt Benjamin Walker. Die Serie habe inklusive der Filmrechte, für die allein 250 Millionen Dollar von Amazon gezahlt wurde, ein Budget von 712 Millionen Dollar gehabt – allein für die erste Staffel mit acht Folgen! Es seien fünf Staffeln geplant.

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Kapitel 9: „Tolkiens Einfluss auf die Popkultur“

JRRT hat vielerlei Quellen für sein Werk bemüht und hat ebenso weitergehend andere Autoren, Filmemacher und Musiker sowie Spieleerfinder zu Eigenkreationen inspiriert. Musik von Bands wie Led Zeppelin, Genesis und Marillion, Filme wie „Star Wars“, „Harry Potter“ und „Der König von Narnia“ sowie Bücher wie „Game of Thrones“ (von Georg R. R. Martin) oder die Parodie „Der Herr der Augenringe“ finden hier Erwähnung.

Kritik

Wie eingangs erwähnt, bietet der Filmband nicht nur informative Texte, sondern auch sehr viele, zum Teil auch ein- oder zweiseitige Fotos. Schon allein die Informationen zum Autor JRRT und der Entstehung der vier Bücher ist lesenswert, vor allem wenn man mit den Hintergründen noch nicht vertraut ist. Es bleiben kaum Wünsche unerfüllt, so liefert der Band auch viele Informationen zum Cast einschließlich einiger, wenn auch kurzer, Interviews. Die Texte sind unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben, sodass zusammen mit den vielen Bildern ein schönes Lesevergnügen entsteht. Die eingangs von Kapitel 9 zu Tolkiens Einfluss auf die Popkultur genannten Spiele werden leider nicht thematisch ausgeführt, dafür aber – von Tolkiens Werk inspiriert – Lieder, Filme und Bücher. Dieses Kapitel hätte ich mir gerne ausführlicher gewünscht!

Positiv ist für mich, dass die Prequel-Serie „Die Ringe der Macht“ kritisch reflektiert wird, was den Kanon von Tolkien und die Werktreue betrifft. Positiv anzumerken ist auch, dass es kurze Inhaltsangaben zu den Filmen gibt. So kann man die Story noch einmal rekapitulieren, falls man sie bereits kennt beziehungsweise wird, wenn man sie nicht kennt, grob ins Bild gesetzt, worum es in den Filmen geht. Schade dagegen ist, dass wenig von der Action und den phantastischen Kreaturen in Bildern eingefangen wurde. Gollum, Hobbits, Elben, Zwerge, Schwarze Reiter, Orks, Mûmakil (Olifanten) und der Drache Smaug gibt es jedoch schon. Vieles bleibt der Neugier des Publikums erhalten, und man darf sich auf die ein oder andere Überraschung in den Filmen freuen.

Anmerkung

Obwohl die Filmtrilogie „Der Hobbit“ erst nach der des „Der Herr der Ringe“ behandelt wird und nach diesem gedreht wurde, spielt „Der Hobbit“ vor „Der Herr der Ringe“! Es wird, neben vielem anderen auch, geschildert, wie der Eine Ring gefunden wird. Daher empfiehlt es sich, das Kinderbuch „Der kleine Hobbit“, das auch lesbar für Erwachsene ist, vor der Jugendbuchtrilogie „Der Herr der Ringe“ zu lesen. Gleiches gilt für die Filme! Beide Trilogien lohnen sich sehr für alle, die für Fantasy-Epen aufgeschlossen sind. 17 Oscars allein für „Der Herr der Ringe“ sprechen für sich! Die 6-Film-Box (also mit beiden Trilogien) in den Kinofassungen auf Blu-ray gibt es manchmal bereits für rund 20,- Euro, für die besonders empfehlenswerten Extended Editions zahlt man jedoch mehr.

Fazit: Das literarische Werk von J. R. R. Tolkien sowie die sechs Filme von Peter Jackson gelten als Meilensteine der Fantasy-Literatur beziehungsweise Filmkunst. Die Serie ist auch vielversprechend. So ist es nicht verwunderlich, dass diesen literarisch-filmischen  Phänomenen hier ein bildgewaltiges Denkmal in unserer Zeit gesetzt wird.

Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik
Sachbuch
Oliver Noelle, Volker Bleeck, Philipp Schulze
Panini 2022
ISBN: 978-3-8332-4260-1
226 S., Hardcover, deutsch
Preis: 30,00 EUR

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