Chronicles of Crime Millenium 2400

Gerade in der Zeit des Cyberpunk ist Verbrechen ein großes Thema, und wieder hilft ein Spross der Familie Lavel dabei, sie aufzuklären. Die Familienbande mögen zwar ansonsten nicht allzu fest sein, aber zumindest der Hang zur Gerechtigkeit hat sich über mindestens ein ganzes Jahrtausend erhalten.

von KaiM

In nicht einmal 380 Jahren wird sich die Welt radikal geändert haben. Der virtuelle Raum des Cyberspace bietet Schutz und Anonymität. Die Großstadt wird von Verbrechern, Drogenhändlern und der Sicherheitsfirma BelCor beherrscht und ist unwirtlich, kalt und gefährlich. Inmitten der dreckigsten Ecke dieser Welt lebt die Ermittlerin Kalia Lavel. Es war ihr schon immer wichtig, auf der richtigen Seite der Gerechtigkeit zu stehen, und so strebte sie eine Karriere bei BelCor an, merkte aber schnell, dass sie dort nicht richtig aufgehoben ist. Also entschied sie sich gegen die Sicherheit einer Anstellung und für die Freiheit, genau dort für Gerechtigkeit zu sorgen, wo sie es für richtig hält.

Der dritte Teil, der die „Millenium“-Reihe von „Chronicles of Crime” abschließt, enthält neben dem Tutorial vier Fälle mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Wieder wird empfohlen, dass mitspielende Kinder mindestens 12 Jahre alt sind. Insbesondere durch die dystopischen Szenen geht das auch in Ordnung. Innerhalb von 60 bis 90 Minuten soll man einen Fall gelöst haben können, aber man sollte, wie bei den beiden Vorgängern auch,  eher etwas länger einplanen. Denn selbst wenn man nicht viel diskutiert, braucht es doch so seine Zeit, bis man alle Puzzleteile zusammengesetzt hat.



Die Spielerzahl wird ebenfalls wie immer mit bis zu vier angegeben und wie immer rate ich zur Vorsicht, wenn man nicht bereits einen der anderen Teile mit voller Besetzung gespielt und Gefallen daran gefunden hat.

Das Material

Wie bei den beiden Vorgängern besteht das Material zum größten Teil aus Karten verschiedener Größen, den Ortstafeln (gleiche Materialstärke wie die Karten), einer Übersicht für die Auslage und den Spielregeln. Die Spielregeln sind gut geschrieben und werden nach dem Absolvieren des Tutorials eigentlich gar nicht mehr benötigt. Die Illustrationen sind gewohnt stimmungsvoll und schön umgesetzt. Zudem bietet das futuristische Setting und der virtuelle Cyberspace eine Menge mehr visueller Möglichkeiten, die auch gut genutzt wurden. Daher weiß die Optik noch mehr zu gefallen, als die der Teile 1400 und 1900 – zumindest, wenn man sich für das Setting zu begeistern vermag.

Die App untermalt die Detektivarbeit wieder mit diversen Geräuschen, wobei sie zum ersten mal teilweise etwas anstrengend waren. Zwar wird die Stimmung getroffen, aber insgesamt haben in dieser Kategorie die beiden Konkurrenten die Nase vorn.



Das Spiel


Wieder möchte ich bezüglich des Kernmechanismus an dieser Stelle auf die Rezension von der Box „1400“ verweisen und nur auf die Besonderheiten des letzten Teils eingehen. In Abwandlung zu den Vorgängern können die Spieler durch die Cyberimplantate in direkte Interaktion mit den Charakteren treten. Es ist nicht zu viel verraten, wenn an dieser Stelle erwähnt sei, dass man zum ersten Mal auch Charaktere bedrohen kann und somit Türen öffnen – und eventuell verschließen – kann, um an Informationen zu kommen. Setzt man die neuen Möglichkeiten aber zu häufig ein, muss man eine Pause in den eigenen vier Wänden einlegen, um wieder Energie aufzuladen. Dieser Mechanismus gibt dem Spiel eine neue Dimension, die es vorher noch nicht gab und einen interessanten Reiz ausmacht. Nach und nach kommen weitere Tools hinzu, die weitere Anwendungsmöglichkeiten bieten. Ein schöner Aspekt, der für Abwechslung sorgt und Langeweile verhindert.  

Die Fälle sind spannend und in diesem Teil wurden gar drei der vier Verbrechen zu einer größeren Handlung zusammengefasst. Wieder kann man jeden Fall für sich lösen, aber es rät sich, die Zeit zwischen den Partien nicht allzu groß ausfallen zu lassen, um in den vollen Genuss der Geschichte zu kommen.



Die Pressetexte der „Millenium“-Reihe weisen auf die tausendjährige Geschichte der Familie Lavel hin, allerdings muss man rückblickend festhalten, dass dieser Aspekt eigentlich kaum eine Rolle spielt. Vielleicht weiß ja der Nachfolger „Chronicles of Time“ in dieser Hinsicht etwas mehr zu bieten, da man dort teilweise alle drei „Millenium“-Boxen benötigt, um überhaupt spielen zu können.  

Fazit: Wieder wurde eine Kernkomponente von „Chronicles of Crime” geändert, um die Reihe spannend und frisch zu halten und wieder ist genau das gelungen. Für Liebhaber der Reihe eine unbedingte Empfehlung und auch für Neueinsteiger auf jeden Fall geeignet.

Chronicles of Crime Millenium 2400
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Tomasz Konatkowski, Wojciech Grajkowski
Corax Games 2021
EAN: 0752830298385
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,00

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