Battlegrounds

Nach den Produkten „World Militaries“ und „U.S. Militaries“ aus dem Hause Alderac Entertainment Group war es schon fast logisch, dass eine weitere militärische Ausrichtung hin zur Kampfaction in dem d20-Rollenspiel „Spycraft“ folgen würde. „Battlegrounds“ ist eine konsequente Weiterführung bei der Ausrichtung vom James Bond Feeling zur Militäraction. Inwieweit dabei die gleichzeitige Actionausrichtung des Sammelkartenspiels eine Rolle gespielt hat oder die militärische Grundstimmung in den Vereinigten Staaten zur Zeit des zweiten Irakkriegs, mag man den Kaffeesatzlesern überlassen. Wir schauen uns hier mal das Buch vom Inhalt für uns Spieler an.

von Jens Peter Kleinau

 

 

Der Panzerfahrer auf dem Cover von Veronica V. Jones bringt uns schon in die richtige Stimmung, dazu noch eine nette Atombombe im Hintergrund und wir kommen so richtig in das Feeling, das von dem Buch vermittelt werden soll. Denn hier ist nun Schluss mit der Heimlichtuerei, die Karten liegen in mehr als einer Hinsicht offen und es wird mit allem scharf geschossen, was die Rohre oder die anderen Mordwerkzeuge so hergeben.

Wie es sich so schön aus der Ankündigung von Alderac Entertainment liest, so geht es in dem Buch auch ordentlich zur Sache: „Lassen Sie die neueste Episode Ihres klassischen Superspionen-Epos in die Kriegsgräben des modernen Konflikts fallen.“

Im Text verlautet es, dass man zum Spielen das „Spycraft Espionage Handbook“ und das „Dungeons & Dragons Player's Handbook v.3.5“ benötigt. Im Grunde ist das vorliegende Buch aber nur ein weit entfernter Zusatz und vor allem für diejenigen interessant, die schon länger im Bereich des Spionagerollenspiels in einem modernen Setting aktiv sind und weitere Anregungen gesucht haben. Dies betrifft auch die „d20 Modern“-Spieler, die sich gerne auch mal links und rechts der eigenen Linie umschauen.

„Battlegrounds“ besteht auf 128 Seiten im Konzept aus drei Teilen. Zum ersten wären da die Settings der vorgeblich realen Gebiete möglicher militärischer Aktionen. Hier wird der moderne James Bond, der zu einem zweiten Rambo sich mausert, gepflegt. Nicht mehr das elegante Casinoauftreten mit heimlichen Morden, sondern der klare Kampf mit modernem militärischem Gerät steht im Vordergrund.

Dazu kommt auch noch ein nettes neues Setting, das durch die Atombombe auf dem Cover angedeutet wird. Auch „Spycraft“ beschäftigt sich mit einem kleinen Endzeitszenario. „After the Bombs Drop“ strahlt mit neuen Regeln für Vergiftungen, Strahlenschäden und anderen Fröhlichkeiten der globalen Vernichtung im dritten Teil, dem Regelteil, der auch noch weitere Ergänzungen zu dem Rollenspielsystem aufzuweisen hat.

Wie es schon im Regelwerk hieß „When you have to shoot, shoot, don't talk“ ist „Spycraft“ kein Spiel für Weicheier oder „lasst uns doch darüber reden“-Spieler. Es geht um Konflikte, die mit Heimtücke und zumeist mit einer tödlichen Gewalt ausgetragen werden.

Die Settings Afganistan, Bosnien, Zentral- und Südamerika und Vietnam sind in der heutigen Zeit angesiedelt. „Political Correctness“ scheint nicht ein Problem zu sein, mit dem sich die Autoren belasten. So treffen wir auf sehr vereinfachte Gut-Böse-Situationen, welche allerdings auch die wahrscheinliche Sicht der Agenten wiederspiegeln, die schließlich im Glauben daran, dass sie die Guten sind, die Bösen um die Ecke bringen sollen.

Das Endzeit-Setting entpuppt sich bei genauerem Hinsehen nicht als das „Ende der Welt“, wie es die Herstellerankündigungen versprechen, sondern als ein weiteres Setting im Stile der vorherigen. Allerdings mit dem Hintergrund, dass tatsächlich die Bomben gefallen sind und nun das Aufräumen in mehrerer Bedeutung des Wortes geschieht.

Allen Settings gemein ist die militärische Ausrichtung, eine gewisse Brutalität und Skrupellosigkeit in den Szenarien, die als Mission jeweils beigefügt ist. Das ganze erinnert an die „Command & Conquer“- und ähnliche PC-Spiele. Die Missionen sind entsprechend unter dem Motto „Search & Rescue“ oder „Seek & Destroy“ anzusiedeln. Das beigefügte Material der Missionen ist betreffend Karten und Randinformationen ziemlich gut. Einen echten Hintergrund benötigt der eingesetzte Agent nicht, geht es doch nur darum, die Mission so einfach wie möglich durchzuziehen.

Fazit: Insgesamt kann man Alderac durchaus ein gelungenes Werk zusprechen. Zwar ist das Buch kein Muss-Kauf, man kommt auch ziemlich gut ohne den Quellenband aus, aber wer seine Endkämpfe aufpeppen will oder hinsichtlich Militäraction noch ein paar Tipps sucht, der kann sicherlich das Buch zum Spielen gut gebrauchen. Auch die Missionen haben durchaus ihren Reiz. Das Endzeitsetting ist jedoch nur teilweise verwendbar, wenn nicht gar völlig überflüssig. Wer begibt sich schon freiwillig in verstrahltes und verseuchtes Gebiet eines regional eingeschränkten Atomkriegs? Und echte Endzeitsettings gibt es wahrhaft bessere (auch in deutscher Sprache, was das Verstehen doch ein wenig erleichtert).


Battlegrounds
Quellenbuch
Alderac Entertainment Group 2005
ISBN: 1-59472-033-9
128 S., Softcover, englisch
Preis: $ 24,95

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