Batman: One Bad Day – Riddler

Endlich ist Feierabend. Der Computer ist heruntergefahren, das Licht gelöscht und man hat die Tür hinter sich zugezogen. Mit dem Smartphone in der Hand geht es hinaus auf die dunkle Straße. Wind bläst einem entgegen und es nieselt. Mit den Gedanken ist man bereits zuhause, da tritt plötzlich ein unbekannter Mann aus der Dunkelheit hervor. Es ist der Beginn eines Nachhausewegs, der in einem „Bad Day“ enden wird …

von Daniel Pabst

Die Schöpfer dieses „Batman“-Comics: Tom King (Autor) und Mitch Gerads (Zeichner) sind ein wenig wie Batman und Robin. Denn auch sie sind langjährige Partner, die sich – künstlerisch – immer wieder aufs Neue ergänzen. Ihr jetziges Werk „Batman: One Bad Day – Riddler“ ist der Beginn einer Comic-Reihe namens „One Bad Day“, die jeweils eigenständige Geschichten über Personen aus Gotham City erzählt. Den Auftakt macht dieser Comic, der im 20x30 cm Format bei Panini Comics erschienen ist und insgesamt 68 Seiten beinhaltet.

„Ein furchtbarer Tag genügt, um den vernünftigsten Mann in den Wahnsinn zu treiben. Das ist der Unterschied zwischen mir und dem Rest der Welt: ein furchtbarer Tag“, so lässt sich der Joker aus „Batman – Killing Joke“ (auf Deutsch: „Ein tödlicher Witz“) zitieren. Der Titel dieses Comics also entspringt dem Klassiker aus 1988 von Alan Moore und Brian Bolland – heißt doch „ein furchtbarer Tag“ auf Englisch: „One Bad Day“.

Wer sich traut, in die Fußstapfen dieses ikonischen Werks zu treten, der muss sich auch daran messen lassen. Schaffen es Tom King und Mitch Gerads, eigene Spuren zu hinterlassen, oder betreten sie sogar Neuland?

Statt einer weiteren Erzählung zu Batmans Erzfeind (Joker), geht es hier in einem eigenständigen, in sich abgeschlossenen Comic um einen anderen populären Antihelden: den Riddler. Dabei spielt die englische Sprache eine entscheidende Rolle, um den Witz dieser Person verstehen zu können. „Riddle“ ist nämlich das Wort für Rätsel oder Knobelaufgabe. Und hiervon gibt es in diesem Comic gleich mehrere …

„Man geht blind rein, und kommt sehend raus. Was für ein Haus ist das?“, fragt der Riddler zu Beginn dieses Comics Jim Gordon. Eine Idee, was er damit meinen könnte? Die Auflösung gibt es am Ende dieser Rezension. Kern der Geschichte ist die Frage: Warum hat der Riddler einen Mann auf dem Nachhauseweg von seiner Arbeit zu seiner Familie auf offener Straße erschossen?

Anders als bei einem typischen Superhelden-Comic, gelingt es nicht auf Anhieb, diesen Comic zu begreifen. Die Ausgangssituation scheint einfach: Der Riddler hat sich widerstandslos festnehmen lassen, die Tat wurde von einer Überwachungskamera festgehalten und bis zur Anklage sitzt der Beschuldigte in Untersuchungshaft. Und dennoch ist dieser Comic alles andere als langweilig. Denn: Um die Gegenwart zu verstehen, lohnt es sich manchmal, in die Vergangenheit zu gehen.

Was an „Batman: One Bad Day – Riddler“ sehr gut gelungen ist, ist dass die Person und auch die Psyche des Riddlers auf eine rätselhafte Art und Weise immer tiefer beleuchtet werden. Damit lässt sich die heimtückische Tat des Riddlers keinesfalls rechtfertigen. Doch erzählt Tom King sehr eindrucksvoll, wie verschiedene Umstände und die Sozialisation Menschen verändern können.

Die Zeichnungen von Mitch Gerads lassen den Grundgedanken des „einen furchtbaren Tages“ ausdrucksstark lebendig erscheinen. Die Handlung aus der Gegenwart ist in diverse Grüntöne gefärbt worden. Dagegen leuchten die Geschehnisse aus der Vergangenheit des Riddlers in Rot- und Orangetönen. Dann und wann vermischen sich diese beiden Farbschemata – was das Erzählte richtig intensiv werden lässt.

Schaut man sich an, wie „Batman: One Bad Day – Riddler“ von Leserinnen und Lesern bislang aufgenommen wurde, so lässt sich feststellen, dass nicht jede und jeder so begeistert ist. Es lohnt sich daher, sich ein eigenes Bild zu machen. Am besten ist es, bereits „Batman – Killing Joke“ zu kennen, da an einigen Stellen sehr bewusst mit den Motiven und dem Inhalt des „Klassikers“ gespielt wird.

Die kleine Empfehlung lautet zudem, sich vorher „The Batman“ mit Robert Pattinson (Batman) und Paul Dano (Riddler) anzusehen, der im vergangenen Jahr die Kinowelt bereicherte (Regie: Matt Reeves, Oscarnominierung in den Kategorien: „Visuelle Effekte“, „Bester Ton“ und „Bestes Make-up und beste Frisuren“). Und wer bis hier hin gelesen hat, der erhält die versprochene Lösung für die eingangsgestellte Frage: „eine Schule“.

Dass es in diesem Comic neben dem Mord weitere Verbrechen geben wird, ist für einen Batman-Comic nicht unbedingt ungewöhnlich – wenn auch die Form der diesmaligen „Gewaltinszenierung“ heftig ist. Das zeigt sich auch an der zweiten Frage, die der Riddler dem Batman stellt (wer wissen möchte, wie die Antwort auf die folgende Frage lautet, der wird um den Kauf nicht herumkommen): „Erst frisst du mich. Dann wirst du gefressen. Was bin ich?“

Leseprobe

Fazit: Eine mentale Herausforderung, die durch düstere Zeichnungen in Szene gesetzt wird – das gibt es in diesem Comic. Wer sich auf das Duell mit dem Riddler einlassen möchte, der hat möglicherweise nach dem Lesen mehr Fragen, als das noch zu Beginn der Fall gewesen war. Ein weiteres Mal beweist dieser Comic, dass die Kunstform „Comic“ deutlich mehr ist als „Kinderkram“!

Batman: One Bad Day – Riddler
Comic
Tom King, Mitch Gerads
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3283-9
68 S., Hardcover, Deutsch
Preis: EUR 18,00

bei amazon.de bestellen