Batman – Das Reptil 2

Batman, der Retter der Gerechtigkeit, taucht hinab in die Dunkelheit. In „Das Reptil 2“ trifft er auf Killer Croc, der ein Schatten seiner selbst ist und um Hilfe fleht. Batman zückt sein Messer. Doch Batman tötet nicht – das ist bekannt. Anders wird es, als uns die Erkenntnis zuteil wird, dass eine Art Nabelschnur durchtrennt wird. Der Autor Garth Ennis und der Zeichner Liam Sharp stellen die Welt von Gotham und Killer Croc auf den Kopf …

von Daniel Pabst

Gleichgeblieben beim Abschlussband des Zweiteilers „Das Reptil“ ist, dass er von Garth Ennis und Liam Sharp entworfen wurde. Ebenfalls gleich ist die Seitenanzahl sowie der markante Stil. Von den stark angeschlagenen (teilweise dezimierten) Charakteren aus der Unterwelt ist Killer Croc verblieben. Wie deftig wird das Finale?

Erstaunlicherweise werden wir nicht lange auf die Folter gespannt, warum die Unterwelt blutrünstig angefallen wurde. Auch teilt Batman uns mit, warum er und Killer Croc bisher verschont geblieben sind. Es gibt eine „natürliche“ Erklärung, die mit Batmans Frage: „Produzierst du Muttermilch?“ zusammenhängt. Wer jetzt denkt, heftig gespoilert geworden zu sein, der sollte das Vorwort dieses Comics von Christian Endres erst im Nachhinein lesen, da hier wichtige Details bekanntgegeben werden. Zudem sei gesagt, dass Batman diese entscheidende Frage auf Seite 7 der insgesamt 84 Seiten des Comics stellt. Es verbleiben also noch 77 Seiten …

Wir sehen in „Das Reptil 2“ schon bald eine wilde Jagd. Die Zeichnungen und Farben sind dabei erneut düster, unwirklich und sehenswert. Die Szenerie, die in diesem Comic entworfen wurde, entspringt einem Fiebertraum.
Vor allem in den Actionszenen und Kämpfen, die dieser Band bereithält, kommt das sehr eindrucksvoll raus. Dennoch verliert man sich auf den Seiten, so als wäre der Autor aus dem Takt geraten. Dadurch verspielt der Comic spektakuläre Aha-Momente, wie es sie in „Das Reptil 1“ gab. Zudem sinkt die Spannung schnell ab.
 
Mag sein, dass es an den wenigen Charakteren liegt, die uns Garth Ennis in „Das Reptil 2“ zeigt, oder an der Tatsache, dass wir so wenig von Gotham zu sehen bekommen. Jedenfalls fällt dieser Abschlussband weit hinter den Auftaktband zurück. Das angenehme Format des Comics mit einer Höhe von knapp 32 cm tröstet ein wenig. So erhält man wenigstens ausdrucksstarke Batman-Bilder. Eines der stärksten ist wohl das ganzseitige Bild, auf dem ein lilafarbener, sich auf seine Faust stützender Batman mit seinem glänzenden Messer in der Hand blutüberströmt nach Atem ringt und seine Muskeln nur so strahlen, inmitten eines unwirklichen Kampfes.

Am Ende des Comics sind die Variant-Cover abgedruckt worden, und als Bonus-Inhalt wurde der ursprüngliche Handlungsentwurf von Garth Ennis übersetzt. Das ist besonders interessant, da man so erfährt, welche Ansätze Ennis zu Beginn hatte und welche sich bis zur Kaufversion durchsetzen konnten. Überraschenderweise kann es dabei dem ein oder anderen Lesenden so gehen, dass das Ende des Entwurfs besser gefällt. Künstlerisch ist diese „Batman“-Reihe allemal ausgefallen; als Leseerlebnis reicht aber der Kauf des ersten Bandes aus, bei dem man sich einen eigenen Ursprung des Unheils und dessen Lösung durch Batman, oder durch Killer Croc, ausdenkt.

Batman-Fans könnten dennoch etwas mit „Das Reptil“ anzufangen wissen, da diese beiden Comics Batman in die Welt des absoluten Horrors transportieren. Zugleich existieren Variationen dieser Mischung, wie sehr aktuell etwa die monumentale Hörspielproduktion „Batman unter Toten“ von Spotify Studios in Zusammenarbeit mit Pool Artists („Batman Unburied“ von David S. Goyer, ins Deutsche adaptiert von Nilz Bokelberg), die damit viel besser umzugehen weiß. Will man dagegen richtig gute Horror-Comics lesen, so findet man diese überall dort, wo die Welt von Gotham, ihren Schurken, und vor allem Batman nicht extra auf den Kopf gestellt wird.
      
Leseprobe

Fazit: Das Experiment von Garth Ennis ist hier nicht geglückt. Was mysteriös begann, wurde schlagartig aufgelöst. Killer Croc nimmt eine beinahe bemitleidenswerte Rolle ein und lässt Batman als „Übergott“ erscheinen. Störend ist dabei nicht nur die abnehmende Spannung, sondern auch, dass die bildgewaltigen Zeichnungen und Farben sich ab einem Zeitpunkt gefühlt ständig wiederholen. Aber wenn das die Handlung so will, ist es selbst für Liam Sharp schwer, mit noch so absonderlichen Bildern zu beeindrucken. Verzichtet man auf diesen Band, so bleibt mit „Das Reptil 1“ ein erinnerungsträchtiger Ausflug in eine verstörend-andersartige Batman-Welt.

Batman – Das Reptil 2
Comic
Garth Ennis, Liam Sharp
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2759-0
84 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 18,00

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