Angel – Nach dem Fall 3: Showdown in der Hölle!

Die sechste Staffel von Joss Whedons exklusiv in Comic-Form fortgeführter TV-Horror-Soap „Angel – Jäger der Finsternis“ geht weiter. Im dritten Sammelband steht eine Apokalypse der besonderen Art bevor. Wolfram & Hart haben ganz L.A. in eine Höllendimension versetzt. Nun kämpfen Angel und seine Gefährten um das Überleben der Stadt – und natürlich ihr eigenes. Die finale Schlacht läuft und es kommt zum „Showdown in der Hölle“.

von Frank Stein

Der Comic beginnt exakt da, wo Band 2 „Die erste Nacht!“ geendet hatte. Wir befinden uns im wilden Kampf um Angels Seele, was gleichbedeutend ist mit dem Schicksal von L.A. Auf der einen Seite steht ein verrückt gewordener Gunn, der zum Vampir wurde und glaubt, der Gute in diesem Spiel zu sein, wofür er Angel beinahe umgebracht hat. Er steht gegen einen geisterhaften Wesley, der einerseits W&H als Sprachrohr dienen muss, andererseits aber genug eigene Persönlichkeit behalten hat, um für Angel zu sprechen.

Auf dem Dach kämpfen derweil Angels Sohn Connor und Gunns Agentin Gwen (die Connor zuvor ihre Liebe vorgegaukelt hatte). Dazwischen treibt sich Spike rum, der zunehmend von dem ganzen Chaos genervt ist – womit er dem Gefühl des Lesers beinahe aus der Seele spricht. Dann wäre da noch die Dämonengöttin Illyria, die damit ringt, dass ein Rest von Fred in ihr steckt, der ihr verbietet, einfach alle Existenz auszulöschen. Angels Drache Cordelia kämpft mit dem Groosalug gegen die Ausgeburten der Hölle. Und am Spielfeldrand steht der Geist von Angel mit einer Vision der verstorbenen Cordelia und überlegt, ob er nicht einfach loslassen sollte, um W&H dadurch die Suppe zu versalzen.

Doch so einfach ist das nicht, denn W&H setzten buchstäblich die Hölle (wenn schon nicht den Himmel) in Bewegung, um Angel zu retten. Es kommt zu Toten und noch mehr Verwirrungen. Aber der Plan scheint sogar zu gelingen. Dann allerdings wendet Angel das Blatt auf unerwartete Art und Weise – und alles wird anders.

Nur nicht inhaltlich festfahren – das scheint die Devise von Joss Whedon und seinem Autor Brian Lynch zu sein. Und so bietet auch der dritte Comic-Sammelband der sechsten Staffel von „Angel – Jäger der Finsternis“ ein wildes Chaos aus ständig wechselnden Kampfpaarungen und unterschiedlichsten persönlichen Motivationen, die aufeinanderprallen und binnen kürzester Zeit hinterfragt werden wollen. Die Geschichte oder vielmehr die Geschichten jagen so rasant voran, dass man wirklich aufpassen muss, um alles zu begreifen, was dort geschieht. Denn erklärt wird (gefühlt) bestenfalls die Hälfte. Und ohne den Rückblick am Anfang, wäre man ohnehin völlig aufgeschmissen. Es sei denn, man liest die Comics direkt hintereinander und hat auch noch die TV-Serie gut in Erinnerung.

Erfreulich übersichtlich wird die Handlung dann in den letzten beiden der fünf vorliegenden Kapitel. Was dort geschieht, soll nicht verraten werden, um die Überraschung nicht zu verderben. Aber der erzählerische Kniff gefällt mir recht gut, ganz abgesehen davon, dass es für den Leser auch mal angenehm ist, nach der epischen Schwere der bisherigen Story wieder in etwas ruhigeren Fahrwassern zu schippern. Natürlich ist nicht davon auszugehen, dass es lange so ruhig bleiben wird. Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt.

Visuell ist der Comic zweigeteilt. Die ersten beiden Kapitel werden von den harten Schatten und kantigen Figuren des Zeichners Stephen Mooney beherrscht. Da steckt ein Hauch von hard boiled drin, leider sind die Gesichter oft nicht gut getroffen. Das unterstützen auch die Farben von Art Lyon, die ohne auffällige Digitaleffekte wie Lens Flares usw. auskommen. Moderner wird es dann, wenn Zeichner Franco Urru und Kolorist Fabio Mantovani das Ruder übernehmen. Die Figuren weisen einen feineren Strich auf und wirken zum Teil wie übermalte Fotografien. Gesichtskonturen werden nicht mehr durch Pinselstriche, sondern durch Farbverläufe hergestellt. Digitale Licht- und Feuereffekte nehmen spürbar zu. Diese zwei Hälfte wirkt deutlich aufwändiger und gefällt mir besser, auch wenn Urru letztlich ebenfalls damit kämpft, die Gesichter der Schauspieler aus der Serie richtig zu treffen.

Fazit: „Angel – Nach dem Fall“ bleibt auch im dritten Band eine nicht ganz leicht verdauliche Lektüre. Die Hintergründe von Joss Whedons Vampir-Soap sind so vielschichtig, dass sie sich in der Hetze der Handlung kaum richtig darstellen lassen, was gefühlt zu einigen Informationslücken führt. (So habe ich immer noch nicht völlig begriffen, was W&H mit dieser ganzen Höllengeschichte bezweckt haben und wie genau sie zu Angel stehen. Vielleicht sollte man mal einen der Bösen persönlich zu Wort kommen lassen ...) Gelegenheitsleser werden daher ihre Schwierigkeiten haben, durch die Geschehnisse durchzusteigen. Für den Fan bietet auch „Showdown in der Hölle“ natürlich alles, was die Serie gut machte (und das im Quadrat, weil man keine Budgetgrenzen mehr hat). Spannend bleibt’s in jedem Fall! Und unvorhersehbar.


Angel – Nach dem Fall 3: Showdown in der Hölle!
Comic
Brian Lynch, Joss Whedon u.a.
Panini Comics 2010
ISBN: 978-3-86607-894-9
144 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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