Aliens 2

Der zweite edle „Aliens“-Schwarz-Weiß-Band von Cross Cult umfasst drei weitere ausgewählte Werke aus dem umfangreichen Repertoire der „Aliens“-Comic-Geschichte. Diesmal gerät eine Bande Teenager an eines der außerirdischen Monster. Außerdem steht eine Adaption des vierten Kinofilms „Resurrection“ auf dem Plan sowie als letzte Geschichte ein düsterer Mix aus einer Aussteiger-Kultur und einer fanatischen Öko-Sekte, die eine düstere Prophezeihung selbst erfüllen möchte…

von Dominik Cenia

Die erste Geschichte stammt aus der Feder von Jay Stephens und wurde von Eduard Risso („Vampire Boy“, „100 Bullets“ und zahlreiche weitere DC-Serien) gezeichnet. Ein paar verschlafene Teenager auf der Agrar-Kolonie Tirgu-Mires, einem Aussenposten irgendwo im All, werden von dem Migranten-Teenager Roark jäh aus ihrem Alltag gerissen. Zu langweilig erscheint dem Jungen das Leben zwischen Lagerfeuerromantik und kaltem Tee. Da kommt eine Höhle, in der angeblich ein Geist spuken soll gerade recht. Um die anderen Teenager zu beeindrucken, und um selbst das Beste aus seinem Aufenhalt zu machen, erforscht Roark die Höhle, und trifft – wie könnte es anders sein – auf ein Alien. Zwar ist es nur ein altes und ausgehungertes Exemplar, aber es reicht, um im Anschluss die Teenager ordentlich das Fürchten zu lehren.

Die Geschichte gewinnt schon nach ein paar Seiten deutlich an Fahrt und bietet ein überraschendes Ende. Die Zeichnungen von Eduardo Risso passen außerdem sehr gut in den düsteren Schwarz-Weiß-Stil dieser Ausgabe, denn genau in diesem Stil fühlt sich Risso ja bekanntlich zu Hause. Doch das allein reicht leider nicht aus, um der ansonsten doch recht schwachen Handlung etwas mehr Aufwind zu geben. Teenager und Aliens? Irgendwie passt das in meinen Augen leider nicht zusammen. Und so bleibt von dem eigentlichen Schrecken des Aliens nicht viel mehr übrig, als ein x-beliebiges Monster, welches in fast allen Facetten im Rahmen der Geschichte austauschbar gewesen wäre. Schade.

Auch die zweite Geschichte wurde von Eduardo Risso gezeichnet, stammt aber von James Vance („Kings in Disguise“). Es handelt sich um eine eigene Adaption der Originalstory des vierten Kinofilms „Alien – Ressurection“. Dabei folgt die Geschichte im Großen und Ganzen der Handlung des Kinofilms. Es gibt ein paar feine Änderungen und Eigenheiten, die der Story ganz gut tun. Außerdem einige Sprüche, die ich mir auch durchaus gut auf der Leindwand hätte vorstellen können. Leider wirkt die ganze Adaption jedoch viel zu oberfächlich und zu sprunghaft. Wer den Film nicht kennt, wird daher nur mit Mühe einen roten Faden erkennen können. Allzu sehr hat man hier das Gefühl, dass nur ein paar ausgewählte Szenen lose aneinandergereiht wurden. Ein Problem, dass man ja oft bei Comic-Adaptionen zu Filmen hat. Zwischenergebnis: Nett für alle, die den Film kennen, aber fast unbrauchbar für den Gelegenheitsleser.

Die dritte und letzte Geschichte stammt von John Arcudi und Richard Corben und stellt wohl das einzige Highlight des Bandes dar. Eine kleine Kolonie von Aussteigern lebt ein ruhiges und beschauliches Leben auf irgendeinem Planeten am Rande der bekannten Galaxis. Die Gesellschaft dieser Aussteiger scheint gerade eine Art industrielles Zeitalter durchzumachen, denn die Mitglieder einer ansässigen Öko-Sekte predigen stetig gegen die aufkommende Industrie und die damit verbundene Verschmutzung der Umwelt. Doch irgendwie scheint sich die Sache im Gleichgewicht zu halten. Bis die Sekte „im Namen des Erstvaters“ die Apokalypse selbst einläutet, indem sie ein Alien ausbrüten lassen.

Natürlich metztelt und mordet sich das Monster schon nach kurzer Zeit durch die unschuldige Gemeinde. Und während die abergläubischen Bewohner sich in den Schutz der Sekte begeben, da sie glauben, dass die düsteren Prophezeiungen wahr sind, kämpfen die Polizistin Rachel und die übrige wachhabende örtliche Polizeitruppe gegen das Monster und die Verblendung der Bevölkerung durch die Prediger der Sekte an. Doch mit den primitiven Waffen einer Aussteiger-Kolonie ist dem Ding nicht beizukommen und außerdem gibt es da noch ein weiteres, weitaus schrecklicheres Geheimniss, jenseits der Sieldung in einem alten Raumschiff-Wrack…

Richard Corbens Zeichnungen wirken zu Beginn ungewöhnlich unproportional rundlich, passen aber wirklich gut zu dem von John Arcudi geschriebenen Öko-Horrorthriller. Es lassen sich alle wichtigen Grundelemente für eine wirklich gute Alien-Story wiederfinden. Angst, Terror, Schrecken und das unterlegene Gefühl gegen eine gesichtslose Killer-Kreatur. In meinen Augen bewahrt die Geschichte genau die richtige Menge „Alien-Mythos“ aufrecht, um nicht zu einer sinnlosen Metzelorgien zu verkommen. Gegen Ende hat man zwar das Gefühl, dass sowohl Autor als auch Zeichner mit der Sache schnell fertig werden wollten, aber insgesamt lässt sich das verschmerzen, da die Handlung sich zu Beginn genug Zeit lässt, um die richtige Atmosphäre aufzubauen. So muss es sein!

Die drei Geschichten entfalten sich auf gut 140 Seiten, wobei die Adaption von „Resurrection“ und die abschließende Geschichte „Alchemie“ den meisten Platz einnehmen. Bis auf die letzte Story ist der ganze Band leider kein wirklich großer Wurf geworden. Mag sein, dass ich vielleicht auch ein wenig zu viel Wert auf den „Mythos des Terrors“, der meiner Ansicht nach in „Alien“ schlummert, Wert lege. Aus diesem Grund konnte mich wohl auch die Geschichte mit den Teenagern nicht wirklich beeindrucken. Geschweige denn, dass ich ohnehin bisher nur wenige wirklich gute Comic-Adaptionen zu Filmen erlebt habe. Bleibt also noch die Geschichte von Arcudi/Corben, die den ganzen Band nochmal aus der Patsche hilft.

Hinzu kommt, dass Cross Cult diesmal wirklich nur die reinen Comics abgeliefert hat und auf das sonst so übliche (und vor mir hoch geschätzte) „Drumherum“ verzichtet hat. Kein Vor- oder Nachwort oder ein kleiner Anhang wie im ersten Band. Nur drei Seiten mit ein paar Coverabbildungen der original Hefte. Das wars auch schon.

Fazit: Wie schon im ersten Band, schwankt das Niveau der Storys in „Aliens 2“ von gut bis schlecht. Waren es im ersten Band jedoch noch vier Geschichten, aus denen man sich seinen Liebling rauspicken konnte, sind es jetzt nur noch drei an der Zahl. Noch geht der Band damit für Sammler und Fans des Franchise in Ordnung. Doch Cross Cult sollte wirklich so langsam die Auswahl besser in den Griff bekommen. Allein schon wegen dem wirklich löblichen Ansatz, die Geschichten allesamt in Schwarz-Weiß und im Hardcover zu präsentieren, hätte es die Reihe wirklich verdient.


Aliens 2
Comic
Jay Stephens, Eduard Risso, Jame Vance, John Arcudi, Richard Corben, u. a.
Cross Cult 2008
ISBN: 9783936480580
140 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,00

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