Alien vs. Predator 1: Jagdfieber

Im Kino ist der Film „Alien vs. Predator“ von Paul W. S. Anderson längst Schnee von gestern, doch beim Dino-Verlag erlebt das Franchise rund um die zwei kultigen Sci-Fi-Monster gerade seine kleine Renaissance. Neben den zwei Romanen „Beute“ und „Planet der Jäger“ ist mit „Jagdfieber“ ein neuer Comic erschienen.

von Kurt Wagner

 

„AvP: Jagdfieber“ ist die deutsche Übersetzung des Comics „AvP: Thrill of the Hunt“, der im September 2004 – zeitlich also passend zum Kinofilm von Anderson – bei Dark Horse in den USA publiziert wurde. Bei Dino war man ein bisschen langsam und so erscheint die Bildergeschichte hier zu einem Zeitpunkt, an dem sich eigentlich nur noch das eingefleischte Fandom für die galaktische Monsterkloppe interessiert (und selbst das nach dem gefloppten cineastischen Cross-Over nur noch bedingt). Aber gut, über marktwirtschaftliche Fragen soll hier kein Urteil gefällt werden, widmen wir uns der Materie selbst.

Die Geschichte ist rasch erzählt: 100 Jahre nach den bekannten Alien-Geschichten (so hoffe ich zumindest die eingeworfene Zeitangabe richtig interpretiert zu haben) ist die Menschheit so dumm wie eh und je. Nach der „Großen Auslöschung“ – einem intelligenten Datenvirus, der die irdische Zivilisation zurück ins Prä-Informationszeitalter geworfen hatte – sind nur noch sieben von einst 250 Kolonien im All übrig. Doch jetzt endlich ist man erneut auf dem technologischen Stand, die Besiedelung fremder Welten einmal mehr in Angriff nehmen zu können.

Natürlich sind mit allen anderen Daten auch sämtliche Aufzeichnungen über Aliens und Predatoren im digitalen Orkus verschwunden, sodass die Siedler keinen Schimmer haben, wen sie sich da mit dem bewusstlosen Jäger, den sie zunächst für eine halbintelligente, einheimische Spezies halten, ins Haus geholt haben. Doch der Predator, letzter Überlebender einer Gruppe, die sich zur rituellen Jagd auf die Aliens hier eingetroffen hatte, befreit sich und ist echt ‚not amused‘, als die Menschlein ihn umbringen wollen. Er lockt die übereifrigen Terraner hinaus in den Dschungel, wo noch einige übel gelaunte, säureblütige Xenomorphen unterwegs sind...

„Jagdfieber“ vereint alle gängigen Standardsituationen des Franchises auf verdichtete Art und Weise: Wir haben die Ritualjagd der Predatoren auf die Aliens, die menschlichen Kolonisten, die überwiegend aus großmäuligen Kanonenschwingern bestehen (und einer starken Frau), es gibt das obligatorische Katz-und-Maus-Spiel im dampfenden Dschungel, dann eine von Alien verseuchte Pyramide in einer Höhle und am Ende zitiert der Comic John-McTiernans „Predator“, wenn das Ungeheuer mit den Gesichtsmandibeln mit einem zynischen Spruch auf den Lippen die Landschaft in die Luft jagt (ich verrate das mit ruhigem Gewissen, weil es ohnehin kein ungewöhnlich überraschendes Ende ist).

Leider ist all dies nicht neu. Genau genommen ist praktisch nichts davon neu, es wurden nur alle Zutaten in einen Topf geworfen und dann einmal kräftig durchgerührt. Irgendwelche Kniffe oder neue Erzählansätze in der Handlung sucht man also vergebens. Das würde nicht so schwer wiegen, wenn wenigsten die Charaktere zu faszinieren wüssten, doch diese sind allesamt ziemlich flach und konturlos – das geht so weit, dass selbst der Übersetzer offenbar zwischendurch nicht mehr wusste, wer denn nun wer ist, denn er lässt den einen Bruder den anderen in einem Panel mit dem distanzierten „Sie“ ansprechen. Es fällt aber auch in der Tat schwer, die Protagonisten auseinanderzuhalten, denn wenn sie sich nicht auffällig durch Geschlecht oder Hautfarbe absetzen, sehen sie einander in einigen Panels doch recht ähnlich. Auch hier hätte man sich also mehr Feinarbeit gewünscht.

Fazit: Alles in allem stellt „Jagdfieber“ ein eher liebloses und – man argwöhnt – im Rahmen der Filmvermarktung von „Alien vs. Predator“ seinerzeit schnell auf den Markt geworfenes Produkt der AvP-Familie dar. Als Comic-Heft für 3,95 Euro hätte man darüber reden können, als ‚Sonderband‘ für 8,95 Euro kann ich ihn leider nur wirklich eingefleischten Allessammlern empfehlen. Teilzeit-Fans sind mit den zwei Romanen zum Franchise für nur einen Euro mehr deutlich besser bedient.


Alien vs. Predator 1: Jagdfieber
Comic
Mike Kennedy, Roger Robinson, James Pascoe
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1269-1
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,95

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