Abseits der Wege 1: Unweit

Atmosphärisch stimmungsvolle Hörspiele sind im Fantasy-Genre selten. Dem soll mit der Serie „Abseits der Wege“ Abhilfe verschafft werden. Die erste Folge „Unweit“ ist soeben erschienen und lässt auf spannende Unterhaltung hoffen.

von Michael Wilhelm

 

Außer den Hörspielen zu Tolkiens Werken „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ gibt es auf dem deutschen Markt nicht wirklich viele in der klassischen Fantasy angesiedelte Beispiele. Bei der Deutschen Grammophon ist man unter der Regie von Volker Sassenberg, der sich mit der Serie „Gabriel Burns“ auf dem deutschen Hörspielmarkt durchaus schon einen Namen gemacht hat, noch einen Schritt weiter gegangen und verzichtet auf die Umsetzung einer beliebten literarischen Vorlage. Stattdessen wird eine Originalgeschichte aus der Feder des Autorenteams Andreas Gloge, Marc Sifrin und dem auch als Regisseur agierenden Volker Sassenberg vorgestellt.

Schon der erste Blick auf die CD-Hülle macht neugierig. Design und Layout des vierseitigen Cover-Booklets sind vollauf überzeugend. Zwar fühlt man sich beim ersten Blick doch ein wenig stark an einen Hobbit erinnert, da sich auf dem Cover ein Kapuzenmännchen mit Spazierstock in einem schattigen Wäldchen im Gegenlicht zeigt, und auch die drei Protagonisten erinnern ein wenig an die jugendlichen Hobbits. Aber sehr schnell wird beim Hören die innovative Ausgestaltung einer faszinierenden Hintergrundwelt offenbart.

In 79 Minuten lernen die Hörer nämlich deutlich mehr als nur den jungen Gaston Glück und seine beiden Freunde kennen, auch wenn diese eine zentrale Rolle spielen. Das Örtchen Tiefenhag und seine ahnungslosen Bewohner sind im Mittelpunkt der Untersuchungen eines vom fernen König ausgesandten Purpurnen Prüfers und der mysteriösen Abenteuerin Myrell. Auch Gastons Vater Tebald, der Wirt, spielt eine wichtige Rolle bei der Suche der Purpurnen Prüfer nach dem geheimnisvollen Welkenwerk. Dabei haben Tiefenhags Bewohner eigentlich gerade ganz andere Sorgen, da sie das große Fest vorbereiten wollen. Und dafür haben Gaston Glück und seine Freunde sich auch schon einen hässlichen Knorpelgnom besorgt, der für sie beim festlichen Wettrennen mitmachen soll.

Aber leider kommt da eben die eine oder andere Schwierigkeit dazwischen, die nicht wirklich die Festlaune hebt. Gaston hat schließlich keine andere Wahl, als mit dem Purpurnen Prüfer durch den ewig herbstlichen Wald zum entlegenen Dörfchen Kaltbrunnen zu ziehen. Nur zögerlich gewöhnt sich unser junger Held an seinen geheimnisvollen Begleiter und kann auch bloß mühsam etwas über dessen Ziele und Herkunft erfahren. Auch wir Hörer sind gespannt, mehr über die Purpurnen Prüfer, die Unlichen und das Welkenwerk zu erfahren. Aber das ist uns im ersten Teil noch nicht wirklich vergönnt und selbst von dem wenigen möchte ich im Rahmen dieser Rezension nicht allzu viel verraten.

Fazit: Die technische Umsetzung ist nahezu perfekt, die Soundkulisse, zu der das Symphonic Silence Orchestra in Bukarest beigetragen hat, bezaubert und ist maßgeblich an der Entstehung der geheimnisvollen Atmosphäre beteiligt. Auch die professionellen Sprecher tragen absolut zum Gelingen des Hörspiels bei. Der erste Teil macht wirklich neugierig auf die folgenden. Man kann gespannt sein, was Gaston und seinen Mitstreitern noch an spannenden Abenteuern bevorsteht.


Abseits der Wege 1: Unweit
Hörspiel
Volker Sassenberg u. a.
Deutsche Grammophon 2006
ISBN: 9783829118637
1 CD, 79 min., deutsch
Preis: EUR 9,95

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