Durch Tunnel geht es im Licht der Finsternis immer tiefer in den Abgrund. Will Burrows, sein Freund Chester und Wills Bruder Cal sind im Erdreich unterwegs, auf der Suche nach dem Wissenschaftler Doktor Burrows, den Will für seinen leiblichen Vater hielt. Doch damit lag er falsch. Denn Will Burrows ist Seth Jerome, ein Abkömmling der „Kolonie“, einer Gemeinde unter Tage, in die sich im 18. Jahrhundert Menschen vom „Übergrund“ zurückgezogen haben.

Wills leibliche Mutter Sarah floh einst mit ihrem Kleinkind an die Erdoberfläche, wo ihr Sohn von den Burrows adoptiert wurde. Auch Wills vermeintliche Schwester Rebekka stammt aus der Kolonie. Sie ist eine „Styx“ und gehört einer boshaften elitären Kaste an, die eine lebensbedrohliche Verschwörung plant. Im Kampf gegen Rebekka und die Styx treffen Will, Chester und Cal immer wieder auf Verbündete. Doch sie müssen auch schmerzlich erkennen, dass sie in einen Kampf auf Leben und Tod geraten sind, in einen blutigen Krieg ohne Pardon. Hinterhalte, Lügen und Intrigen erschweren den Überlebenskampf.

„Abgrund“ macht dort weiter, wo „Tunnel. Das Licht der Finsternis“ abrupt aufhört. Die faszinierende Welt im Erdinnern wird erweitert, um tiefere Schichten und weitere Bewohner, sowohl von guter wie schlechter Gesinnung, zu enthüllen.

Die Handlung entwickelt sich schlüssig, doch manche Stellen und Ereignisse wirken wie unnötiger Füllstoff. Gleichzeitig nimmt der Anteil an Gewalt und Brutalität im Vergleich zum ersten Teil der Trilogie erheblich zu. Und dies in einer Form, die man fürs halbwüchsige Zielpublikum durchaus als fragwürdig erachten kann. Da werden Exekutionen beschrieben und zum Sterben Zurückgelassene thematisiert. Kinder werden zum Töten ausgebildet und müssen miterleben, wie in Gefangenschaft Geratenen ein illegitimer Gnadenschuss gewährt wird. Des Weiteren geht es um eine tödliche Pandemie. Für zartbesaitete Gemüter genug Stoff für Albträume.

Am Ende von „Abgrund“ steht ein „Cliffhanger“, im wahrsten Sinne des Wortes. Im dritten Teil wird es weitergehen.

Die Aufmachung der CD-Box ist toll und variiert die ebenfalls äußerst ansprechende Gestaltung zum ersten Teil. Ein Booklet hält Informationen zu den Autoren und dem Sprecher bereit – und eine gefällige Zusammenfassung der vorangegangen Handlung.

Andreas Fröhlich brilliert wieder einmal als Sprecher mit einem überzeugenden Gespür für Stimmungen und unterschiedliche Figuren.

Fazit: Das Erdinnere ist weitläufig. Und so können Roderick Gordon und Brian Williams ihre Geschichte auch problemlos ausweiten. Viel Originelles passiert allerdings nicht. Stattdessen entwickelt sich die Geschichte an einigen Stellen etwas rau und martialisch; fürs jugendliche Publikum vielleicht nicht ganz das Wahre. Andreas Fröhlich hingegen ist gut wie immer.