Ringbote http://www.ringbote.de/ de-DE Ringbote Thu, 09 May 2024 08:40:11 +0200 Thu, 09 May 2024 08:40:11 +0200 TYPO3 EXT:news news-5288 Tue, 07 May 2024 08:00:00 +0200 H. P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich 1 https://www.ringbote.de/rezensionen/h-p-lovecrafts-das-grauen-von-dunwich-1 „Das Grauen von Dunwich“ gehört neben Geschichten wie „Cthulhus Ruf“ und „Die Farbe aus dem All“ zu den ikonischsten des Horror-Autors H. P. Lovecraft. Umso mehr darf man sich freuen, das der Carlsen-Verlag die Horror-Manga-Reihe, bestehend aus Adaptionen der Werke des Schriftstellers durch Illustrator und Texter Gou Tanabe, mit einem neuen Manga fortsetzt: „Das Grauen von Dunwich 1“. Von dem Begriff „Manga“ sollte man sich nicht abschrecken lassen, den die Reihe ist im westlichen Comic-Stil gehalten. Sie ist für ihre Qualität bei den Leser*innen bekannt! Ist diese Adaption ebenfalls von so hoher Güte, wie viele erhoffen? von Markus Kolbeck

Die Ausstattung & das Original

Der Band ist 2024 als Softcover mit 216 Seiten (davon vier Seiten mit Werbung) bei Carlsen Manga auf Deutsch erschienen. Er ist komplett (bis auf das Vorwort) in Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit vielen Grauschattierungen gehalten und stellt den ersten von drei Bänden dar, mit denen die Geschichte umgesetzt wird. Nach leider nur rund einer Stunde ist er durchgelesen. Zur Leserichtung dieser japanischen Reihe will ich hier nichts anmerken; es findet sich ein Hinweis im Buch dazu. Die Originalerzählung „The Dunwich Horror“ ist 1928 von Lovecraft geschrieben worden und wurde von ihm 1929 in dem Pulp-Magazin „Weird Tales“ veröffentlicht.

Der Originalautor & der Illustrator

Zu dem US-amerikanischen Autor Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) muss man eigentlich nichts mehr schreiben, da er in den letzten Jahrzehnten in der Mitte der Popkultur angekommen und somit weithin unter Phantastik-Fans bekannt ist. Außerdem kann man zu seiner Person und seinem Werk auch in anderen Rezensionen von mir zu der Manga-Reihe mehr nachlesen, wenn man will, und zudem gibt es Biographien wie „H. P. Lovecraft: Leben und Werk 1 & 2“ von S. T. Joshi. Zu dem japanischen Manga-Zeichner Gou Tanabe (geb. 1975) muss man eigentlich auch nicht viel mehr schreiben, denn er dürfte vielen Leser*innen bereits durch die Reihe bekannt sein.

Inhalt

Im fiktiven Dunwich, Massachusetts, USA bekommt Lavinia Whateley im Februar 1913 ein Sohn von einem Unbekannten: Wilbur. Er konnte nach sieben Monaten laufen, beherrschte mit elf Monaten die Sprache und mit vier Jahren las er bereits okkulte Texte. Zehn Jahre nach seiner Geburt (1923) setzt die eigentliche Geschichte ein. Im ersten Kapitel, „In Dunwich“ ist Professor Armitage von der Miskatonic University in Arkham auf den Jungen aufmerksam geworden. Dieser verlangt nach dem magischen Buch „Necronomicon“! Im Kapitel „Die Geburt“ wird noch einmal näher auf die Umstände der Geburt von Wilbur eingegangen. Im nächsten Kapitel, „Der Junge“ wird Wilbur zusammen mit seiner Mutter bei eigenartigem Verhalten auf dem legendenumrankten Sentinel Hill beobachtet. Im Kapitel „Nachtschwalben“ erinnert sich ein Bewohner von Dunwich im Jahr 1917, den Großvater von Wilbur bei einem blasphemischen Ritual ebenda auf diesem Hügel gesehen zu haben. Im letzten Kapitel, „Das Tor“, kommt es zu einem Todesfall. Wilbur reift zum Mann heran.

Kritik

Wer den Zeichenstil von Tanabe bereits kennt, weiß, was ihn*sie hier erwartet: Virtuose Zeichnungen mit realistischen (was Personen, Tiere, Orte, Gegenstände und Natur betrifft) und detaillierten Darstellungen. Die Geschichte wird mit der für Lovecrafts Werk nötigen dichten Atmosphäre und dem ansprechenden Stil adaptiert. Wenn man den Umfang dieses Bandes mit über 200 Seiten auf alle drei Bände hochrechnet, kommt man auf zu erwartende 600 Seiten Länge. Da es sich bei der Originalgeschichte lediglich um eine 45 Seiten lange Erzählung handelt, muss sie zwangsläufig von Tanabe ausgebaut werden. Dies sieht man auch schon am vorliegenden Band, der sich ausgiebig dem Heranwachsen von Wilbur und dessen Umständen widmet. Damit ist die Geschichte nicht mehr werktreu! Doch bleibt das Grundgerüst erhalten und alle soweit wichtigen Personen, Orte und Themen werden eingeführt. Der Illustrator und Texter geht mit diesem Band somit zum ersten Mal in dieser Reihe wirklich deutlich neue Wege, denn ältere Bände sind in der Handlung nicht so sehr ausgeweitet worden (aber auch nicht immer hundertprozentig werktreu).

Action oder Gewaltanwendungen gegen Menschen gibt es keine, jedoch Szenen, in denen Tiere zu Schaden kommen (eine Kuh wird geköpft und zwei Hunde erschossen). Das bedeutet dann konkret, dass der Horror, der sich vielerorts andeutet, subtil in Szene gesetzt wird, was Gou Tanabe auch hervorragend gelungen ist! So richtig wird sich die Geschichte aber wohl erst im zweiten Band entfalten. Nochmal ein Wort zu den Schwarz-Weiß-Zeichnungen: Diese transportieren gerade wegen ihrer Grauschattierungen die Stimmung der Geschichte gut. Ob diese so gut  herübergekommen wäre, wenn die Illustrationen in Farbe gezeichnet worden wären, zweifle ich an.

Fazit: Die Umsetzung durch Gou Tanabe ist auch mit diesem Band kongenial gelungen! Die Qualität der Zeichnungen und die dichte Atmosphäre wissen wieder einmal zu überzeugen. Ein würdiger Auftakt der Adaption eines der Meisterwerke von H. P. Lovecraft. Man darf sich auf die Bände 2 & 3 freuen!

H. P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich 1
Manga
Gou Tanabe
Carlsen Manga 2024
ISBN: 978-3-551-80112-8
216 S., Softcover, deutsch
Preis: 14,00 EUR

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Comics Horror/Mystery
news-5287 Mon, 06 May 2024 08:00:00 +0200 Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland https://www.ringbote.de/rezensionen/wendy-darling-dunkles-nimmerland „Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland“ ist eine Neuinterpretation der Kindergeschichte „Peter Pan“, die sich dieses mal an Erwachsene richtet. Zeitlich spielt diese, nachdem Wendy bereits selbst eine Tochter hat. Erzählt wird, was aus den Menschen geworden ist, die damals als Kinder mit ihr im Nimmerland waren. Außerdem gibt es erneut einen Ausflug ins Nimmerland, als Wendys Tochter verschwindet. von Alice

Nimmerland ist ein Paradies für Kinder: keine Regeln, keine Erwachsenen und jede Menge Abenteuer. Doch was ist aus den Kindern geworden, die sich damals dort befanden? Für Wendy hatte das schwere Folgen, denn als sie als Erwachsene von ihrer Zeit in Nimmerland erzählt, wird sie für verrückt gehalten und in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. Nach ihrer Entlassung versucht sie ein normales Leben zu führen und hat sogar eine Tochter: Jane. Als diese jedoch eines Tages verschwindet, erwacht das Grauen in Wendy. Sie ahnt, was passiert ist: Peter Pan hat Jane ins Nimmerland geholt, und dort ist es nicht so schön, wie es auf den ersten Eindruck scheint.

„Peter Pan“ ist eine Kindergeschichte aus dem Jahre 1911. Diese handelt von einem Jungen, der nicht altert und zahlreiche Kinder in sein Zuhause, das Nimmerland, holt. Dort reicht eine starke Vorstellungskraft aus, um Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen – man kann sogar fliegen. Es gibt Elfen, Piraten, Meerjungfrauen und was auch immer der Phantasie der Kinder noch so entspringt. „Peter Pan“ wurde mehrfach als Zeichentrick- und Realfilm adaptiert, überwiegend mit Kindern als Zielgruppe.

„Dunkles Nimmerland“ ist deutlich düsterer und richtet sich an Erwachsene. In Nimmerland hat man das Gefühl, sich in einem Schauermärchen zu befinden. Peter Pan lässt ohne Sorge oder Verständnis für echte Gefahren und echtes Leid seinen kindlichen Phantasien freien Lauf, die oft auch grausam sein können und bei den anderen Kindern schwere Schäden hinterlassen. Sobald sich jemand wehrt, reagiert Peter trotzig und lässt seine Übermacht spielen. Die Kinder leben in Angst und schikanieren sich gegenseitig, häufig weil Peter sie dazu drängt. Die kleine Jane fasst als erste den Mut, gegen Peter vorzugehen, und sucht einen Fluchtweg, um von dieser unheimlichen Märcheninsel zu entkommen.

Man erlebt durchgehend Zeitsprünge und Perspektivenwechsel. Zunächst liest man aus der Sicht von Wendy, deren Tochter, Jane, verschwindet. Daraufhin folgen Szenen, die im Jahre 1917 spielen, als Wendy in der Heilanstalt war. Von nun an springt man zwischen Janes Perspektive, Wendys Vergangenheit und Wendys Perspektive im Jahre 1931 hin und her. Zwischendurch bekommt man auch Einblicke in Erinnerungen an die Zeit, als Wendy selbst im Nimmerland war.

Während die Ereignisse im Jahre 1931 einen sehr hohen phantastischen Anteil haben, erfährt man in den Szenen aus Wendys Vergangenheit vieles über die Schattenseiten dieser Zeit in London. Frauen hatten wenig Mitspracherecht und wurden stark von Männern bevormundet. Wendy wurde gegen ihren Willen in die Heilanstalt eingewiesen, und welchen Mann sie künftig heiraten soll, wird von ihren Brüdern organisiert, die das stellvertretend für den verstorbenen Vater übernehmen. Die damaligen Behandlungsmethoden in der psychiatrischen Heilanstalt waren grausam und erinnern in vielen Punkten mehr an ein Gefängnis. Wendy bekommt es mit einem Aufseher zu tun, der seinen Sadismus an den Patienten auslebt, was von der Einrichtung stillschweigend geduldet wird. Es gibt jedoch auch angenehme Begegnungen: Mit der Zeit entwickelt sich sogar eine tiefe Freundschaft zwischen Wendy und einer der Patientinnen. Diese fand keinen Anschluss an die Gesellschaft, da sie eine Ausländerin ist, weshalb sie in die Heilanstalt abgeschoben wurde. Durch diese Einblicke bringt der Roman tiefgründige Aspekte mit sich.

Das Buch liegt als Hardcover vor und ist optisch äußerst ansprechend. Statt eines Schutzumschlages werden die Illustrationen direkt auf dem Cover abgebildet, was ebenfalls sehr schön aussieht und von der Handhabung etwas praktischer ist. Ein Augenschmaus sind die bedruckten Seitenkanten, deren Musterung und Farben hervorragend zum Rest des Buches passen.

Fazit: Mit „Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland“ wird die Kindergeschichte „Peter Pan“ zu einem Schauermärchen für Erwachsene. Gleichzeitig erlebt man eine tiefgründige und ergreifende Geschichte über Unterdrückung und gesellschaftliche Zwänge, wie sie zur Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts in London üblich waren.

Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland
Fantasy-Roman
A. C. Wise
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-98666-459-6
368 S., Hardcover, deutsch
Preis: 20,00 EUR

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Romane Fantasy
news-5286 Sun, 05 May 2024 20:00:00 +0200 Star Wars Marvel Comics-Kollektion 77: Doktor Aphra – Die Jagd https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-marvel-comics-kollektion-77-doktor-aphra-die-jagd Die schurkische Archäologin Doktor Aphra muss auch wirklich auf jeder Hochzeit tanzen – und für Unheil sorgen. Und so sorgt ein eigentlich simpler Auftrag dafür, dass auch sie in das Mega-Cross-Over-Event von 2021 „Krieg der Kopfgeldjäger“ hineingezogen wird. Doch natürlich lässt sie sich davon nicht vereinnahmen! Stattdessen kocht sie ihr ganz eigenes Süppchen, was diesen Begleitband zu einer erfreulichen Ausnahme von der bisherigen Regel macht. von Frank Stein

Der 77. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars: Doctor Aphra (2020) #11-15“, die zwischen Juni und Oktober 2021 erschienen sind und vom Titel her fünf Einzelausgaben zu sein scheinen. Tatsächlich gehören aber auch sie zum damaligen Cross-Over-Projekt „Krieg der Kopfgeldjäger“, das alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen in einer Neuauflage des Multimediaprojekts „Schatten des Imperiums“ (1996) davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Alyssa Wong, beim Team der Illustratoren herrscht Fluktuation vor, einzig Koloristin Rachelle Rosenberg ist hier eine Konstante. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im März 2022 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Die Handlung geht ohne nennenswerten Bruch da weiter, wo sie im Vorgängerband geendet hatte. Marvel scheint hier neuerdings eher auf fortlaufende Abenteuer zu setzen, statt auf in sich abgeschlossene Mehrteiler. Dabei existieren zunächst zwei Erzählstränge parallel, die dann später zusammenfinden. Der eine, der das deutliche Übergewicht hat, dreht sich um Chelli Lona Aphra und ihre Ex-Geliebte Sana Starros. Die beiden stehen nach wie vor Diensten von Domina Tagge, einer mächtigen Industriellen, mit der sich Aphra zuvor angelegt hatte. Danach konnte sie deren Angebote einfach nicht mehr ablehnen. Die beiden Frauen sollen Ebann Drake, einen weiteren Sprößling der Tagge-Dynastie finden und an seine „familiären Pflichten“ erinnern. Doch als sie sein Schiff aufspüren, erwartet sie ein Albtraum – an dessen Ende sie mit einer Einladung zur Versteigerung von Han Solo bei Crimson Dawn dastehen. Schön an diesem ersten Teil der Handlung ist ein Cameo von einer Figur, mit der wohl kaum noch jemand gerechnet hat, die aber super ins Umfeld passt.

Parallel dazu jagen die zwei widerstrebenden Gefährten (und Ex-Geliebten) Just Lucky und Ariole Yu im Auftrag der Verbrecherorganisation Sixth Kin ihren ehemaligen Mentor Crae, der abtrünnig geworden sein soll. Ihr Auftrag: Mord. Auch sie sind dafür auf dem Weg zu Crimson Dawn. Das ist nicht völlig uninteressant, trotzdem fragt man sich immer noch, warum es diese zwei Figuren und ihre Nebenhandlung eigentlich geben muss. Sie tragen nicht wirklich zur Haupthandlung bei. Man hat das Gefühl, sie haben nur ihre Auftritte, damit neben einem lesbischen Pärchen (Aphra, Sana) eben auch ein schwules in der Serie vertreten ist.

Vor Ort stößt dann der Plot der Comic-Reihe auf das Event „Krieg der Kopfgeldjäger“, allerdings gelingt Alyssa Wong das Kunststück, die Handlung nicht völlig in Bruchstücke zerfallen zu lassen. Stattdessen bleibt die vorliegende Geschichte tatsächlich gut lesbar, sieht man davon ab, dass im Hintergrund halt besagte Auktion mit all ihren Widrigkeiten abläuft, von der man nur beiläufig was mitbekommt. Aber das fühlt sich nie wie ein Informationsdefizit an. Es ist halt eine Party, wo auch andere Dinge passieren, aber Aphra, Sana, Just und Ariole bleiben auf ihre jeweiligen Ziele konzentriert, die da heißen: Crimson Dawn ausspionieren beziehungsweise Crae ausschalten. Dass am Ende doch alles wieder ganz anders kommt, liegt dabei nicht an äußeren Meta-Zwängen, sondern allein an Aphras Gier, die sich nebenbei noch etwas bereichern will.

Visuell herrscht solides Mittelmaß vor. Mal sind die Figuren ordentlich getroffen, mal sehen sie furchtbar aus. In der zweiten Hälfte bekommt die Optik dann einen deutlichen Manga-Einschlag, was nicht zur Qualität beiträgt. Das sieht dann eher noch schlichter (und schlechter) aus als vorher – Manga-Fans mögen das anders wahrnehmen. Immerhin sind einige Farbideen erfreulich expressiv, wenn sich die Panels um Aphra beispielsweise blutrot einfärben, weil sie Darth Vader auf der Auktion erblickt und in eine Panikattacke verfällt.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort bietet etwas Rückblick, damit man den besseren Einstieg findet. Begleitet wird der Text von einem Cover von „Doctor Aphra (2020) #11“, das blöderweise direkt den Cameo spoilert. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle fünf Cover von Sara Pichelli auf je einer ganzen Seite, was für einen abschließenden Augenschmaus sorgt. Sehr schön!

Fazit: Die „Doktor Aphra (2020)“-Reihe bleibt auch in Band 3 ihrer Rezeptur treu. Es ist ein luftig-lockeres Abenteuer mit Schießereien und anzüglichen Sprüchen, wobei sich Aphra im Wesentlichen selbst in Schwierigkeiten bringt. Psychologischen Tiefgang gibt es, von Aphras Vader-Paranoia abgesehen, kaum noch. Dafür wurde auch an düsterer Brutalität gespart, was ich begrüßenswert finde. Innerhalb der Reihe funktioniert der Comic gut, als Einzel-Sammelband ist er nur bedingt lesbar, da fehlt einem zu viel Vorwissen. Für den „Krieg der Kopfgeldjäger“ spielt er überraschenderweise kaum eine Rolle. Wenn man nur daran interessiert ist und den Band dabei auslässt, verpasst man tatsächlich nichts. Auf der Habenseite zerfällt die Handlung hier – anders als etwa im „Star Wars (2020)“-Band „Rettet Han Solo“ – nicht gegen Ende in völlige Bruchstücke.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 77: Doktor Aphra – Die Jagd
Comic
Alyssa Wong, Minkyu Jung, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3790-2
114 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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Comics Star Wars
news-5285 Sat, 04 May 2024 08:00:00 +0200 Gegen das Monster https://www.ringbote.de/rezensionen/gegen-das-monster Ein spielleiterloses Erzählspiel, in welchem wir uns auf eine Monsterhatz begeben? Das klingt interessant und landet daher natürlich auf dem Ringboten-Prüfstand! von Jens Krohnen

Der noch recht junge Verlag Plotbunny Games hat bereits einige Erzählspiele im Programm, von denen wahrscheinlich „Fräulein Bernburgs Pensionat für junge Damen“ und „Viva la QueerBar“ nicht nur wegen ihrer progressiven Themen, sondern auch wegen erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnen zu den bekannteren zählen dürften. Auch „Gegen das Monster“ wurde über ein Crowdfunding via Kickstarter finanziert und kann daher bereits vom Erscheinen an auf eine kleine Fanbasis aufbauen.

In „Gegen das Monster“ schlüpfen wir in die Rolle einer Gruppe Monsterjäger. Diese hat in den vergangenen Tagen ein – noch recht unbestimmtes – Monster gehetzt und steht nun kurz vor der finalen Konfrontation. Vor dem Spiel einigen sich die Spielenden kurz auf ein generelles Thema – etwa ob sie eine Fantasy-Kreatur in einer klassischen Fäntelalter-Welt, ein Alien an Bord eines Raumschiffs oder ein außerdimensionales Tentakelwesen in einem Urban-Fantasy-Setting jagen.

Der eigentliche Spielmechanismus ist dann simpel, basiert auf „Für die Königin“ und funktioniert mittels eines handelsüblichen Kartenspiels. Jeder Spieler zieht reihum eine Karte. Jeder Karte ist eine Frage zusortiert, etwa „Wer wäre stolz auf Dich, wenn Du das Monster tötest?“, „Welche Eigenschaft des Monsters macht Dir Angst?“ oder „Welche Ausrüstung hast Du bei Dir, um das Monster zu töten?“. Durch das Beantworten dieser Fragen lernen wir das Monster, die Charaktere und das Setting besser kennen. Dem Pik-König – durch dessen vorheriges Einsortieren in die Mitte, den Anfang oder das Ende des Kartenstapels die Spieldauer beeinflusst werden kann – ist dann die finale Konfrontation mit dem Monster zugeordnet, kombiniert mit der Frage, ob man es wirklich angreifen will. Wie bei vielen Erzählspielen üblich gilt es, einen Konsens bei den Antworten zu finden und von den Mitspielern geschaffene Fakten zu akzeptieren und in die eigenen Antworten zu integrieren. So entsteht ein homogenes Bild des Geschehens.

Wie bei den meisten Erzählspielen üblich, setzt „Gegen das Monster“ konsequent auf Sicherheitsmechanismen. Diese sind teils direkt in die Regeln integriert – jeder Mitspielende hat bei Fakten ein Vetorecht –, doch auch auf kleineres Unwohlsein am Spieltisch wird eingegangen. Ebenso werden gängige Mechanismen wie die „X-Karte“ empfohlen. Leider – und das meine ich wirklich ernst – ist die Vehemenz, mit der auf die geistige Unversehrtheit der Spieler geachtet wird, dem Spiel abträglich. Denn auch die den Karten zugeordneten Fragen bleiben zumeist oberflächlich, bieten kaum Reibungspunkte und wenig Potenzial, tief in die Gefühlswelt der eigenen Jäger einzutauchen. So bleibt das Spiel abseits der guten Grundidee blass und bietet nur wenig Wiederspielreiz zugunsten eines bewusst harmlosen Vergnügens.

„Gegen das Monster“ liegt als 24-seitiges A5-Softcover-Heft beziehungsweise PDF-Datei vor. Das Layout ist großzügig und verteilt wenig Text auf den Seiten. Das Buch ist großzügig mit schwarzen Kohlezeichnungen ausgestattet, welche die Silhouetten von Monstern, finsteren Wäldern und anderen Gruselmotiven darstellen. Optisch ist „Gegen das Monster“ damit stringent und stimmungsvoll.

Fazit: „Gegen das Monster“ ist ein regelleichtes, spielleiterloses Erzählspiel mit einer guten Grundidee in einer eher harmlos-langweiligen Ausführung. Ich persönlich bevorzuge Erzählspiele mit mehr potenzieller Tiefe und Konfliktpotenzial.

Gegen das Monster
Grundregelwerk
Jasmin Neitzel, Andrea Rick
Plotbunny Games 2024
24 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,95 EUR

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Rollenspiele Weitere Systeme
news-5284 Fri, 03 May 2024 08:00:00 +0200 Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 7 – Maz Kanatas Rettung https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-die-hohe-republik-abenteuer-7-maz-kanatas-rettung Die Abenteuer der 15-jährigen Savina Besatrix Malagán gehen weiter. Mitten im Chaos der Schlacht um Jedha City versucht sie, ihre Freundin und Mentorin Maz Kanata zu finden – und sich gleichzeitig darüber klar zu werden, wer beziehungsweise was sie eigentlich ist oder sein will: ein Padawan? Eine Piratin? Nichts davon? Finden wir es heraus. von Frank Stein

Der 7. Band der Reihe „Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer“ setzt die Handlung aus Band 5 praktisch nahtlos fort. Wir befinden uns mitten in der Phase II des Cross-Media-Projekts „Die Hohe Republik“, nach wie vor etwa 380 Jahre vor der Schlacht um den ersten Todesstern angesiedelt. Mittlerweile hat das zentrale Ereignis dieser Phase II stattgefunden beziehungsweise es findet gerade noch statt, nämlich die Schlacht um die Pilgermetropole Jedha City (bekannt aus dem Film „Rogue One – A Star Wars Story“), die von Agenten des Pfads der Offenen Hand angezettelt wurde und sowohl die Streitkräfte der zwei Planeten Eiram und E’ronoh umfasst als auch Jedi-Ritter und Stadtbewohner. Erzählt wurde das Ganze in dem Hörspiel „The Battle of Jedha“ von George Mann, das auch als Skript in Buchform erschienen ist. Die deutsche Buchausgabe ist im Juni zu erwarten. Blanvalet hinkt hier spürbar den Geschwister-Veröffentlichungen von Panini hinterher.

Obwohl Teil eines größeren Ganzen, bleibt der Comic, der erneut von Daniel José Older verfasst wurde (im Comic steht fälschlich George Mann), auf sich konzentriert und trägt wenig bis nichts zur größeren Handlung von Phase II bei. Passend zur jugendlichen Leserschaft, auf die der Comic abzielt, dreht sich fast alles um Beziehungen und Selbstfindung. So scheint sich eine junge Piratin der Dank Graks, die Maz entführt haben, in Sav verguckt zu haben. Der Pirat Alak macht sich Sorgen um den Piratenjäger Raf, in den er verliebt ist. Raf fragt sich, ob er überhaupt noch Piraten jagen kann, nachdem ihm die Truppe um Sav mehrfach hilft. Der „Krebs“-Pirat Therm Scissorpunch hadert damit, nicht gut genug für sich selbst zu sein. Und Sav schwankt zwischen ihrer Vorliebe für Piratenabenteuer und ihrer Berufung als angehende Jedi.

Ausgebreitet wird keiner dieser persönlichen Konflikte. Dazu bleibt auch einfach nicht genug Raum bei diesem doch recht großen Personal und dem gleichzeitigen Drang der Macher, ein Actionfeuerwerk abzubrennen. Das ist insofern schade, als dass man dadurch für die Protagonisten kaum etwas empfindet. Ob sie leben oder sterben und mit wem sie zusammen sein wollen, ist eigentlich egal. Insofern wäre weniger da vielleicht mehr gewesen – denkt man sich übrigens auch, wenn man sich das ziemlich überfüllte Cover anschaut.

Nach der Hälfe des Comics verlässt die Handlung Jedha wieder und kehrt in „heimatliche Gefilde“, nach Takodana, zurück. Dort kommt es dann zur finalen Konfrontation zwischen Sav und ihren Piratenfreunden auf der einen Seite und den fiesen Dank Graks mit ihrem insektoiden Anführer Arkik auf der anderen. Dort wird es noch einmal kurz spannend, obschon es am Schluss natürlich endet, wie ein Disney-Jugendcomic eben enden muss.

Als Epilog wurde noch ein One-Shot angehängt, der im Englischen „Quest of the Jedi“ heißt. Nach dem Tod der zwei Jedi Zallah Macris und Kevmo Zink auf Dalna – erzählt im Roman „Der Pfad der Täuschung“ – forscht der Jedi Azlin Rell in den Jedi-Archiven auf Coruscant nach den Artefakten, auf die es der Pfad anscheinend so abgesehen hat. Das dient als Rahmen für eine kurze Episode, in welcher der berühmte Jedi Barnabas Vim eine Kolonie im Außenrand besucht, in der nicht alles mit rechten Dingen zugeht. So kurz die Geschichte von Claudia Gray auch sein mag, sie weiß durch ihre intensive Atmosphäre zu gefallen und trägt tatsächlich etwas zur größeren Handlung von Phase II bei, wenn auch nur einen Mosaikstein.

Visuell bleibt der Haupt-Comic bunt und chaotisch, vor allem zu Beginn, wobei der Stil eher einfach und flott gepinselt wirkt. Das reißt kaum mit, entspricht aber der Optik, die Marvel für Jugendabenteuer gesetzt hat. „Quest of the Jedi“ legt da merklich eine Schippe drauf und gefällt nicht nur durch große, ausdrucksstarke Charakterporträt, sondern auch eine klare Linienführung bei den Raumschiffen und sonstiger Technik. Die blau-violette Farbgebung passt dabei zum maritimen Setting und lässt den Comic durchaus schick aussehen.

Ein Cover-Galerie am Schluss gibt es nicht – ein einzelnes Variant Cover ausgenommen –, was aber daran liegt, dass die (durchaus sehenswerten) Cover jeweils vor die einzelnen Heftausgaben innen gesetzt wurden, was mir immer gefällt, wenn ich es irgendwo sehe. Gut gemacht, Panini!

Fazit: Das  Jugendabenteuer der Jedi Sav Malagán geht weiter. Zusammen mit dem Vorgängerband wird eine in sich weitgehend geschlossene Handlung erzählt, die einerseits mit Action punktet, andererseits der ewigen Frage aller Jugendlichen nachgeht, wer man eigentlich sein will. Die recht große Figurenriege kommt zwar quietschbunt daher, bleibt aber in weiten Teilen eher blass. Eine gefällige, wenn auch nicht herausragende Story, die sich primär an Mädchen richtet und diese dazu einlädt, mutig zu sein (im Leben und in der Liebe). Erwachsene Fans werden sich insbesondere vom angehängten One-Shot angesprochen fühlen, und es ist schade, dass dieser nicht an den Comic „Der namenlose Schrecken“ angehängt wurde. Dort hätte er vom Tonfall und der Setting-Relevanz besser hingepasst.

Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 7 – Maz Kanatas Rettung
Comic
Daniel José Older, Claudia Gray, Toni Bruno, Michael Atiyeh
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3691-2
128 S., Softcover, deutsch
Preis: 16,00 EUR

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Comics Star Wars
news-5282 Wed, 01 May 2024 08:00:00 +0200 Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus https://www.ringbote.de/rezensionen/sandman-albtraumland-2-das-glashaus Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die Fortsetzung von „Sandman – Albtraumland“ hierzulande erschienen ist. In „Das Glashaus“ folgen wir dem Treiben des Korinthers und der jungen Künstlerin Madison Flynn – wobei diese im Körper einer weißen Katze weiterlebt. Überhaupt spielen Körper(-formen) in diesem Comic eine spezielle Rolle. Ist das alles nur ein schlechter Traum, der bald vorbei sein wird, oder steckt mehr dahinter? von Daniel Pabst

Wie schon im Auftaktcomic „Sandman – Albtraumland 1 – Der Lächelnde Mann“ hat James Tynion IV die Handlung erdacht. Der Zeichner Lisandro Estherren übernimmt wieder einen Großteil der Illustrationen und wird unterstützt durch Patricio Delpeche und Maria Llovet. Für das Cover verantwortlich ist erneut Reiko Murakami. Die Hauptfiguren des Comics sind – man sieht es bereits auf dem Cover – der Korinther und eine weiße Katze.

Die Idee, die verstorbene Künstlerin Madison Flynn in einer Katze weiterleben zu lassen, ist phantasievoll und auch irritierend. Aber James Tynion IV hat es nicht bei dieser Idee belassen. Er hat der Katze eine besondere Fähigkeit gegeben, mit der sie den Korinther kontrollieren kann! Dem Korinther scheinen plötzlich die Hände gebunden zu sein! Weiter treten in dieser „Traum-Manege“ jede Menge weitere sonderbare Figuren auf, die allesamt von Macht und unstillbarem Ehrgeiz angetrieben werden. Eine dieser Figuren ist die ebenfalls verstorbene Freundin von Madison Flynn, die jetzt in einem „Club des Schmerzes“ auftritt.

Wenn man sich jetzt fragt, worum es in der Fortsetzung geht, so gibt es darauf keine kurze Antwort. Denn auch wenn der Korinther, welcher in der Hauptreihe von „Sandman“ ein gejagter Serienmörder und Widersacher des Herrn der Träume (Dream) ist, durch die Handlung führt, verläuft die Suche nach dem ominösen „Lächelnden Mann“ über zahlreiche Umwege. Diese Umwege nehmen den Großteil der Handlung ein, weswegen sich das Ganze wie ein „Filler“ (mit Anspielungen zur „Sandman“-Reihe von Neil Gaiman) liest. Ein Ende ist noch nicht in Sicht …

Warum wurde Madison Flynn überhaupt in eine Katze verwandelt wurde? Vielleicht, um den Korinther unauffällig auf der Suche nach dem „Lächelnden Mann“ zu begleiten? Unterstützung hat der Korinther jedenfalls dringend nötig. Denn die Gegner, mit denen er es zu tun bekommt, schrecken nicht davor zurück, andere an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Hinzu kommt die Hexe Thessaly, die alle Pläne durcheinanderwirbelt. Wir erinnern uns: Thessaly war es, die in der Bonusgeschichte aus dem Vorgängerband einen aufstrebenden Autor bezirzte. Dass dies nicht so ganz ohne Hintergedanken war, wird spätestens in „Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus“ deutlich.

Die Zeichnungen von Lisandro Estherren passen in ihrem rauen Stil gut in diese sehr wirre, phantastische Welt der Träume. Neben den Träumen eignen sich der verwendete Zeichenstil und die Farben (Patricio Delpeche und Maria Llovet) für die Darstellung der Kritik am Verhalten „menschlicher Götter“, die meinen, mit ihrem Geld und ihrer Macht über anderen zu stehen. Hier hat der Autor James Tynion IV möglicherweise eigene Erfahrungen in der Comic-Branche verarbeitet und kreativ abgewandelt. So richtig schlau wird man aber nach dem Lesen nicht. Hier hätte etwas mehr Handlung auf den insgesamt 196 Seiten (!) dem Comic gut getan.  

Fazit: Recht schnell wird klar, dass ein Ende der Geschichte in den Sternen steht. Zu viele Fragen werden nicht beantwortet, und Szenen sind in die Länge gezogen. Die Erwartungen, die nach dem spannenden und zugleich phantasievollen Comic „Sandman – Albtraumland 1 – Der Lächelnde Mann“ aufkamen, wurden nicht erfüllt. Dieser Comic will einfach zu viel.

Sandman – Albtraumland 2 – Das Glashaus
Comic
James Tynion IV, Lisandro Estherren u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3743-8
196 S., Softcover, deutsch
Preis: 22,00 EUR

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Comics Horror/Mystery
news-5280 Mon, 29 Apr 2024 20:00:00 +0200 Star Wars: Abschaum und Verkommenheit (Krieg der Kopfgeldjäger) https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-abschaum-und-verkommenheit-krieg-der-kopfgeldjaeger Der „Krieg der Kopfgeldjäger“, das Comic-Cross-Over-Event aus dem Jahr 2021, findet nicht nur auf Jekara statt, wo Crimson Dawn den in Karbonit eingefrorenen Han Solo an die Unterwelt versteigert. Auch andernorts bekämpft sich die Unterwelt mit harten Bandagen. Vier Geschichten versammelt die Anthologie „Abschaum und Verkommenheit“. von Frank Stein

Der vorliegende Anthologie-Band ist ein Begleitcomic zum Mega-Cross-Over-Event „Krieg der Kopfgeldjäger“, das 2021 alle aktuellen Marvel-Comic-Reihen vereinte und davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Er ist deshalb bloß ein „Begleitcomic“, weil er nicht direkt auf die Geschehnisse auf Jekara Einfluss nimmt, sondern Randepisoden schildert, die jeweils als kleine Kurzgeschichten dargeboten werden. Enthalten sind die US-Ausgabe „War of the Bounty Hunters – Jabba the Hutt (2021)“ #1, „4-LOM und Zuckuss (2021)“ #1, „Boushh (2021)“ #1 und „IG-88 (2021)“ #1. Warum die Einzelwerke mit Jahreszahl und Nummerierung versehen wurden, ist mir unbekannt. Keiner der Comics hatte eine gleichnamige Vorgängerreihe oder hat eine Folgereihe nach sich gezogen.

Geschrieben wurden die Comics erstaunlicherweise weitgehend von Leuten aus dem Team „Die Hohe Republik“, namentlich Justina Ireland, Daniel José Older und Alyssa Wong sowie Rodney Barnes. Die Zeichnungen und die Kolorierung stammen von einer breiten Riege Personen, die mir bislang noch nicht als „Star Wars“-Künstler aufgefallen wären. Einzig Edgar Delgado ist mir schon einmal untergekommen. Dabei ist Delgado auch der einzige, der im Team mit Luca Pizarri wirklich sehenswerte Arbeit abliefert. Die restliche Optik bewegt sich eher im Mittelmaß.

Um die Geschichten ist es ähnlich bestellt. In der ersten merkt Jabba, dass Boba Fett sich auf Nar Shaddaa herumtreibt, statt Han Solo bei ihm abzuliefern. Also schickt er die seit Ewigkeiten in seiner Schuld gehaltene Jägerin Deva Lompop – irgendeine humanoide Schlangenfrau – los, um Fett aufzuspüren. Der Comic verliert sich dann in einer gemeinsamen Vorgeschichte, die vor allem dazu zu dienen scheint, Deva gut aussehen zu lassen. Auf Nar Shaddaa selbst kommt es dann zu einer kleinen, kaum spektakulären Wende.

Story zwei fokussiert sich ganz auf Zuckuss und 4-LOM. Auf Nar Shaddaa sind die beiden mit Boba Fett zusammengestoßen – wird nur erwähnt, nicht gezeigt – und dabei ging 4-LOM verloren. Den Kopf des Droiden hat Fett mitgenommen, warum auch immer. Zuckuss ist jedenfalls am Boden zerstört und fühlt sich einsam, das Hauptthema der Geschichte. Kurz darauf kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen zwischen den beiden, das noch schmerzhafter wird. So nett es mal ist, die Beziehung zwischen dem Duo näher zu definieren, so sehr irritiert der zeitliche Ablauf, der überhaupt nicht zu funktionieren scheint. Während auf Nar Shaddaa nur Stunden zu vergehen scheinen, sind es andernorts gefühlt Tage. Immerhin ist das Ganze ein bisschen tragisch, wenn einen Zuckuss als Leser überhaupt interessiert.

Das Problem hat auch die dritte Geschichte. Kopfgeldjäger Boushh – offenbar noch der echte – wird mit vier Freunden und Freundinnen, die dem Anschein nach alles Ausgestoßene ihres Volkes sind, von Crimson Dawn angeheuert, die Führungsetage der Tagge Corp zu dezimieren. In der Folge gibt es dann etwas Action und Schießerei, wobei vor allem Domina Tagge glänzen kann, was vielleicht daran liegt, dass der Comic von Alyssa Wong stammt, die aktuell die „Doctor Aphra“-Reihe schreibt, in der Domina die Antagonistin ist. Boushh erinnerte bislang immer etwas an Greedo, stets eher auf der Verliererseite und berühmt nur dafür, das Leia am Ende seine Rüstung hat. Ob der Comic Auftakt zu einer neuen Interpretation der Figur ist, muss sich noch zeigen.

Den Abschluss bildet eine Kurzgeschichte, die das Schicksal von IG-88 verfolgt, der zuvor von Darth Vader zerlegt worden war (erzählt in „Darth Vader – Skywalker im Visier“). Natürlich wird er wieder zusammengebaut – bei „Star Wars“ stirbt ja nur ganz selten jemand wirklich –, nur um beim nächsten Job gleich wieder zu versagen. Das Ganze endet mit einem Droiden in der Sinnkrise.

Eine vorbildlich vollständige Covergalerie beendet den Sammelband.

Fazit: „Abschaum und Verkommenheit“ bietet vier Schlaglichter auf das Leben von ewigen Nebendarstellern im Krieg der Sterne. Das trifft vor allem auf Zuckuss, 4-LOM und IG-88 zu, die genau wie Dengar und Bossk ja ständig als Sparringpartner für die eigentlichen Helden und Anti-Helden dienen müssen. Deva und Boushh sind sogar noch unbedeutender. Ein Comic, der sich primär an eingefleischte Fans richtet und eigentlich nur im Umfeld des Cross-Over-Events „Der Krieg der Kopfgeldjäger“ sinnvoll und lesenswert ist.

Star Wars: Abschaum und Verkommenheit (Krieg der Kopfgeldjäger)
Comic
Justina Ireland, Daniel José Older, Alyssa Wong u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2818-4
140 S., Softcover, deutsch
Preis: 17,00 EUR

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Comics Star Wars
news-5279 Sun, 28 Apr 2024 08:00:00 +0200 The Vale of Eternity https://www.ringbote.de/rezensionen/the-vale-of-eternity Im Tal der Ewigkeit tummeln sich magische Kreaturen jeglicher Art. Das ist doch die perfekte Chance für uns! Lasst uns die mächtigsten Wesen dort bändigen und unter unsere Kontrolle zu bringen. Mal sehen, ob sie so handzahm sind, wie alle behaupten. von Oli Clemens

„The Vale of Eternity“ ist ein Wettlauf um den Sieg und wird solange gespielt, bis jemand die 60-Punkte-Grenze überschreitet. Klappt das nicht innerhalb von 10 Runden, ist dann aber auch Schluss. So bleibt „Vale of Eternity“  von der Spielzeit stets überschaubar. Rechnet mal eine knappe halbe Stunde für eine Partie ein.

In seinem Herzen ist „Vale of Eternity“ ein Engine-Builder mit Karten. 70 schön illustrierte Karten gibt es insgesamt für uns zu entdecken. Sie alle sind mythischen Wesen aus verschiedenen Kulturen gewidmet. Da findet ihr den Djinn ebenso wie die Medusa, den Tengu, Hae Tae oder Freyja. Sogar unsere Lieblingsgegner im Dungeon, die Goblins und Trolle, sind vertreten. Im Spiel gehört jedes Wesen zudem noch genau einer Farbe an, welche wiederum einem Element zu geordnet ist, und ja: Drachen gelten bei „The Vale of Eternity“ wie Wasser, Feuer, Erde und Luft als eigenes Element.  

Der Spielablauf folgt einem sich immer wiederholenden Muster: Zuerst wählst du aus einer offenen Auslage zwei Karten aus. Dazu hast du hölzerne Auswahlmarker, die optisch was her machen. Glaubt mir, richtige Handschmeichler sind das. Hast du dich für deine Karten entschieden, spielst du nacheinander deine Aktionen ab. Haben das alle getan, werden noch zu guter Letzt bei allen die ausliegenden Karten aktiviert. Dann endet eine Runde. Am meisten Zeit verwendest du natürlich darauf, sinnvolle Aktionen zu spielen.

Reich wirst du, wenn du Karten aus der Auslage verkaufst. Dann bekommst du entsprechend ihres Platzes in der Auslage Runensteine. Diese gelten in „The Vale of Eternity“ als Währung und es gibt sie in den Werten 1, 3 und 6. Doch insgesamt darfst du nie mehr als 4 Runensteine besitzen. Der Drache in mir, der gerne Geld und Wertgegenstände hortet, schreit dabei immer laut auf. Diese Form des Geld-Managements ist aber überraschend clever, denn du musst genau planen und kalkulieren, in welcher Reihenfolge du deine Aktionen spielst.

Natürlich kannst du die Karten aus der Auslage auch auf die Hand nehmen und dann von dort in deine Auslage ausspielen. Das kostet dich – wer hätte es gedacht – natürlich Runensteine. Beim Bezahlen gilt: Es gibt kein Wechselgeld! Wer für den Waldgeist Runensteine im Wert von Zwei bezahlen muss, aber nur Dreier- oder Sechser-Steine gerade besitzt, gibt eben ein großzügiges Trinkgeld.

Ausgespielte Karten können Sofort-Effekte haben. Die sind durch einen Blitz dargestellt. Gut, dass sich dieses Symbol als Universalzeichen mittlerweile durchgesetzt hat. Die Sofort-Effekte bringen Siegpunkte, lassen dich zusätzliche Karten auf die Hand nehmen oder sorgen für einen kleinen Runenstein-Boost.

Spannender sind meiner Meinung nach aber die Karten mit der liegenden Acht, also dem Unendlichkeitszeichen, Sie gewähren dir einen dauerhaften Effekt für den Rest der Partie. Der Wasserspeier sorgt beispielsweise dafür, dass ich immer einen Siegpunkt bekomme, wenn ich mit einem Sechser-Runenstein bezahle. Der Hippogreif macht Wind-Kreaturen billiger. Hestia ist eine Regelbrecherin und sorgt ganz „godlike“ sogar dafür, dass ich mehr Runensteine besitzen darf.

Karten mit dem Sanduhr-Symbol können für heftige Synergien am Ende einer Runde sorgen, wenn deine Karten aktiviert werden. Eine Traum-Kombi sind da zum Beispiel die Königin der Undinen und Charybdis. Die erste Karte gibt dir regelmäßig einen Dreier-Runenstein als Bonus, der zweite lässt dich den Stein für 5 Siegpunkte ablegen. Auch so kann man eine effiziente Punkte-Engine aufbauen. Die Symbolik hat man sich ganz schnell angeeignet. Dazu lernt man noch die Bedeutung von ein paar Fachbegriffen während des Spielens, die aber eigentlich auch sehr selbsterklärend sind.

Beim Ausspielen einer Karte gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung: Du darfst maximal so viele Karten in deiner Auslage haben, wie die aktuelle Rundenzahl beträgt. Gerade am Anfang des Spiels kann einem das wie Spielen mit angezogener Handbremse vorkommen. Klar darfst du auch Karten aus der Auslage schrotten. Insbesondere die Wesen mit Sofort-Effekten belegen ja nur wertvollen Platz, nachdem sie ausgespielt wurden, doch dafür musst du Runensteine im Wert der aktuellen Runde bezahlen. Das kann schon heftig ins Geld gehen. Darum prüfe wirklich ganz genau, ob du eine Karte auch wirklich spielen möchtest.

Und damit wird auch klar, dass die Auswahl ganz am Anfang deines Spielzugs wesentlich über deinen spielerischen Erfolg entscheiden wird. Leute, die schon ein paar Runden auf dem Buckel haben und die Karten kennen, sind deswegen Anfängerinnen ganz klar im Vorteil. Ist „The Vale of Eternity“ deswegen unfair? Nein, ich denke, es ist eher motivierend, mit der besseren Kartenkenntnis das Spiel besser zu durchschauen. Seid euch aber auch darüber bewusst, dass Glück bei diesem Kennerspiel eine wichtige Rolle spielt. Zum einen trifft das auf die Reihenfolge zu, in der die Karten zu Rundenbeginn ausgespielt sind, zum anderen bist du über die Reihenfolge, in der ihr Karten nehmen dürft, manchmal zum Warten verurteilt. Dann schaust du nur noch wehmütig hinterher, wenn jemand deine Traumkarte mit seinem Spielstein markiert und sie dir wegschnappt. Deswegen ist mein Tipp: Mache das Beste aus dem, was dir in diesem Moment an Karten zur Verfügung steht!

Die Spielregeln sind schnell beigebracht und der Spielablauf wirklich flüssig. Und dennoch solltest du den anderen die Zeit geben, die sie brauchen, um an Anfang einer Runde die Karten in aller Ruhe zu scannen und auf ihren Nutzen in der eigenen Strategie zu prüfen. Das liegt auch daran, dass die Karten durch ihre Anordnung in der Auslage nicht von überall in eurer Runde gleich gut lesbar sind. Da muss man sich schon mal den Hals verrenken. Doch nach ein paar Partien siehst du dann ziemlich schnell, welche Karten du unbedingt haben möchtest.

Die Illustrationen sind variieren zwischen westlichem Comic- und asiatischem Mangastil. Insgesamt wurden vier Künstler für „The Vale of Eternity“ engagiert. Dabei hat sich jeder einem Element gewidmet, nur die Drachen sind gemeinschaftlich entstanden. So kann man also gleich mehrere optische Stile in seinen Karten studieren, wenn man gerade mal am Warten ist. Insgesamt ist das Material sehr farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet. Das gilt sowohl für die Aktionsmarker, den Startstein und die beiden Boards. Sogar einen Papp-Aufsteller der Drachenkarte Eternity, die ihr auch auf der Schachtel sehen könnt, hat sich in das Material verirrt. Einen Nutzen hat sie nicht, sieht aber schön auf dem Tisch aus. Vielleicht mögt ihr sie ja als alternativen Startmarker nutzen.

Fazit: „The Vale of Eternity“ ist ein Kennerspiel für Einsteiger. Das Aufbauen deiner Engine klappt von den Regeln unkompliziert, ist aber stets anders. Eine feste Strategie lässt sich nicht fahren, dafür sind zu viele Zufälle im Spiel.

The Vale of Eternity
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Eric Hong
Pegasus Spiele 2024
EAN: 4250231738890
Sprache: Deutsch
Preis: 29,99 EUR

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Kartenspiele Fantasy
news-5278 Sat, 27 Apr 2024 20:00:00 +0200 Star Wars – Die Hohe Republik: Die Verschwörung https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-die-hohe-republik-die-verschwoerung Fünf Jahre schon sind die beiden Nachbarplaneten Eiram und E’ronoh in ihren „ewigen Krieg“ verstrickt. Der Hass der Wasser- auf die Wüstenwelt und umgekehrt scheint mittlerweile unüberbrückbar. Ein „Auffahrunfall“ im Weltraum bringt nicht nur die Jedi in das System, sondern auch die Erben der Herrscherhäuser zusammen. Und auf einmal scheint es doch Hoffnung auf Frieden zu geben, einen Frieden, den nicht jeder will … von Frank Stein

Die zweite Phase des Literaturgroßprojekts „Star Wars – Die Hohe Republik“ ist mittlerweile auch in Deutschland in vollem Gange. Während man bei Panini schon an den ersten Texten der dritten Phase arbeitet, zieht nun auch blanvalet langsam nach und hat den ersten von zwei (drei) Erwachsenentiteln bei sich veröffentlicht. Buch zwei und drei folgen dann im Juni und August zumindest recht nah aufeinander. Ganz so dramatisch sind die Verzögerungen indes nicht, denn es zeigt sich, dass schon dieser erste Roman mit dem Titel „Die Verschwörung“ nur sehr wenig mit dem Jugendroman „Der Pfad der Täuschung“ und schon gar nichts mit dem Kinderbuch „Die Suche nach der verborgenen Stadt“ zu tun hat. Jedes Alterssegment kocht hier sein eigenes Süppchen mit eigenen Problemen und Protagonisten. Das macht die Werke weiß Gott nicht zu schlechten Romanen, bloß ist der übergreifende rote Handlungsfaden dieser Phase II letzten Endes kaum der Rede wert.

Aber ich greife vorweg. Während sich „Die Suche nach der verborgenen Stadt“ mit der typischen Arbeit eines der in dieser Ära so aktiven Weltall-Erkundungstrupps der Jedi und der Republik widmet, wurden wir in „Der Pfad der Täuschung“ in die Philosophie und Lebensweise der Mitglieder vom sogenannten „Pfad der Offenen Hand“ eingeführt, die 150 Jahre später mit den Nihil-Piraten zum Feind der Republik und der Jedi verschmelzen sollen. In „Die Verschwörung“ geht es ins Eiram-Systen, wo die Wasserwelt Eiram mit dem benachbarten Wüstenplanet E’ronoh in einer Dauerfehde gefangen ist, die von wirtschaftlichen Interessen an einem gemeinsamen Hyperraumkorridor und einer Spirale aus Vergeltungsmaßnahmen angefacht wurde. Heute geht es den Anführern nur noch darum, „die anderen in die Knie zu zwingen, damit es endlich vorbei ist“, auch wenn das mittlerweile stark auf Kosten der notleidenden Bevölkerung beider Welten geht. Man kennt diese Form der falsch verstandenen Konfliktlösungspolitik auch von anderen Planeten (hüstel).

Hier nun will es der Zufall, dass ein Jedi-Schiff mit medizinischen Vorräten für Eiram mit dem unerwartet auftauchenden Flaggschiff des Republik-Kanzlers Mollo (einer von zweien in dieser Zeit) zwischen Eiram und E’ronoh zusammenstößt. Dazu kommen ein wenig Sabotage, ein bisschen Missverständnis und eine nicht ganz geglückte Rettung, und plötzlich ist die Tochter des Monarchen von E’ronoh, Xiri A’lbaran, die natürlich auch als Captain einer Kampffliegerstaffel dient, auf Eiram abgestürzt, wo sie den mildtätigen Sohn der Königin, Phan-tu, kennenlernt. Diese zwei sind noch nicht völlig verbittert, und so werden sie zur treibenden Kraft hinter einer erneuten Friedensbemühung, die durch die Jedi und Kanzler Mollo moderiert werden soll. Doch natürlich gibt es auf beiden Seiten Kräfte, die jeden Frieden in Zweifel ziehen und teilweise aktiv dagegen vorgehen. Und als mit Axel Greylark, dem aufgrund einer vergangenen Tragödie innerlich tief „beschädigten“ Sohn von Kanzlerin Greylark auf Coruscant, auch noch ein chaotisches Element hinzukommt und sich eine dunkle Bedrohung von außen einmischt, steht der Erfolg des Friedensprozesses auf der Kippe.

Der Einstieg in den Roman von Zoraida Córdova fällt nicht ganz leicht. Sie fährt eine ziemliche Riege an neuem Personal auf, auf Eiram, E’ronoh, bei den Jedi und unter den Republikpolitikern. Bis man das innerlich sortiert hat, dauert es eine Weile. Dabei hätte es einige der Figuren gar nicht gebraucht. Ob nun ein oder zwei Jedi-Meister ihre Weisheiten zum Besten geben, ist zum Beispiel wirklich egal. Nach dem etwas schwierigen, aber auch dramatischen Einstieg findet man aber mehr und mehr ins Setting hinein. Córdova nimmt sich Zeit für Gespräche und Charakterisierungen. Dabei ist ihr vor allem die auch das Titelbild zierende Jedi-Ritterin Gella Nattai wichtig, die – wie so erstaunlich viele Jedi ihres Alters – irgendwie nach ihrem Platz im Orden und in der Macht sucht. Auch die kämpferische Xiri und der sanfte, kluge Phan-tu werden schön gezeichnet, wie sie erst aus Verantwortungsgefühl heraus zusammenstehen und dann langsam ihre Liebe füreinander entdecken. Schließlich wird Axel Greylark viel Platz eingeräumt, diesem charismatischen, zornigen, selbstlosen, intriganten jungen Mann, der vielleicht das Gute will, sich aber doch immer wieder aus Schwäche dagegen entscheidet. Eine durchaus spannende Figur.

Der Mittelteil ist, wie gesagt, weitgehend ruhig und eher von Intrigen und Charakterisierungen geprägt als von Action, obschon hier und da ein kurzer Adrenalinschub eingebaut wurde. Beim Finale kracht es dann umso mehr. Hier wird es so dramatisch, dass man erst nach dem Zuklappen des Buchs langsam zu der Erkenntnis kommt, dass doch einiges etwas seltsam gewesen ist. Ich will nicht zu viel verraten, aber die finale Gruppe Angreifer verhält sich doch ausgesprochen irrational für ein Angehörige ihrer Zunft. Das hätte Córdova schlauerweise besser anders gelöst.

Die Verknüpfungspunkte zum Rest der ersten Welle der zweiten Phase sind, wie gesagt, dünn. Auch hier hat der Pfad der Offenen Hand seine Finger im Spiel, so ganz klar, warum sich „die Mutter“ die Mühe macht, mit Agenten in den Konflikt einzugreifen, wird aber nicht. Was immer sie haben will, hätte sie auf anderem Wege jedenfalls deutlich leichter erwerben können. Aber vielleicht werden die Romane der zweiten Welle, die ja schon den Abschluss bildet, noch etwas Licht ins Dunkel bringen und Zusammenhänge verdeutlichen.

Fazit: Als Beitrag zum Großprojekt „Die Hohe Republik“ hat „Die Verschwörung“ wenig zu bieten. Der Roman erzählt eine Geschichte aus jener Ära, aber er treibt keine werkübergreifende Handlung voran. Als eigenständiges „Star Wars“-Abenteuer gibt es dagegen wenig Grund zur Klage. Ein planetarer Konflikt, etwas galaktische Politik, Charaktere, die einen berühren, dazu Intrigen, etwas Liebe, Blasterduelle und Jedi-Ritter (die allerdings kaum dazu kommen, ihre Lichtschwertkünste zu zeigen): Das alles ist vorhanden und macht den Roman zur unterhaltsamen Lektüre. Auf die relevanten Verbindungslinien muss man dann als Fan bis zur zweiten Welle von Phase II oder vielleicht gar bis zur dritten Phase warten.

Star Wars – Die Hohe Republik: Die Verschwörung
Film/Serien-Roman
Zoraida Córdova
blanvalet 2024
ISBN: 978-3-7341-6369-2
464 S., Paperback, deutsch
Preis: 16,00 EUR
        
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Romane Film-/TV-Serien-Romane
news-5276 Thu, 25 Apr 2024 08:00:00 +0200 Star Wars Marvel Comics-Kollektion 75: Kopfgeldjäger – Zielperson: Han Solo https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-marvel-comics-kollektion-75-kopfgeldjaeger-zielperson-han-solo Das Cross-Over-Event von 2021 „Krieg der Kopfgeldjäger“ geht weiter. Diesmal nähern wir uns der Versteigerung des in Karbonit eingefrorenen Han Solos auf Jekara aus der Richtung der titelgebenden Profession selbst. Soll heißen: Beilert Valance, Dengar, Zuckuss, 4-LOM und Co mischen sich ebenfalls in das Chaos vor Ort ein. Und einmal mehr heißt es: Action, Zweckbündnisse und Verrat … von Frank Stein

Der 75. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars: Bounty Hunters #12-17“, die zwischen Mai und November 2021 erschienen sind und vom Titel her sechs Einzelausgaben zu sein scheinen. Tatsächlich gehören aber auch sie zum damaligen Cross-Over-Projekt „Krieg der Kopfgeldjäger“, das alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen in einer Neuauflage des Multimediaprojekts „Schatten des Imperiums“ (1996) davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Das Kreativteam Ethan Sacks (Autor), Paolo Villanelli (Zeichnungen) und Arif Prianto (Farben) ist gleich geblieben – ergänzt um Edgar Delgado und Jesus Aburtov bei den Farben. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Februar 2022 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Der rote Faden der „Kopfgeldjäger“-Reihe bleibt auch in diesem Band weiter das Mädchen Cadeliah. Es ist die Erbin der zwei verfeindeten Verbrecherclans Unbroken und Mourner’s Wail und könnte diese vereinen, eine Aussicht, die manche erstrebenswert finden, andere dagegen fürchten. Darum wollen alle Cadeliah in die Finger bekommen, die Beilert Valance zuvor bei Rebellen versteckt hat. In diese Ausgangssituation – Valance und sein widerstrebender Partner Dengar werden von Zuckuss und 4-LOM gejagt – mischt sich die Nachricht, dass Han Solo in der Klemme steckt. Er wurde in Karbonit eingefroren und von Boba Fett abtransportiert. Und da Valance Solo nach wie vor etwas schuldet, will er ihn unbedingt befreien und macht sich auf die Spur des alten Mitstreiters aus ihren Tagen an der imperialen Akademie. Dabei stößt er auf zig Hindernisse.

Von der Erzählstruktur her ist die „Kopfgeldjäger“-Reihe seit jeher etwas chaotisch. Darin bleibt sie sich auch hier treu. Die Szenen sind kurz und in der Regel actionreiche Zusammenstöße zwischen mehr oder weniger namhaften Gegnern. Dabei wird die Riege der neuen und der namhaften Protagonisten immer größer. In diesem Band interagieren – mal in Zweckbündnissen, mal als Feinde – Valance, Dengar, Zuckuss, 4-LOM, Bossk, Boba Fett, Chewbacca, C-3PO, Tasu Leech, die beiden Jägerinnen T’onga und Losha, eine Crimson-Dawn-Killerin namens Deathstick (offenbar ausgeliehen aus dem Marvel-Universum ;-) ), General Vukorah von den Unbroken sowie in einem Cameo Ariole und Just Lucky von den Sixth Kin, Qi’ra und Darth Vader. Diese verteilen sich grob auf zwei Handlungsstränge, einmal rund um Valance und Dengar, die Solo suchen, und einmal um T’onga und Losha, die Cadeliah suchen.

So sehr wir aber von Actionszene zu Actionszene hetzen, bleibt die Handlung lange Zeit doch bemerkenswert stringent und gut nachvollziehbar. Wie alle bisherigen Comics des Cross-Overs zerbricht sie jedoch in Fragmente, kaum dass die wesentlichen Beteiligten Jekara erreichen, wo Crimson Dawn Han Solo versteigert. Plötzlich ist 4-LOM aus der Handlung verschwunden, und man weiß nicht warum. Bossk hängt halb erfroren im Eis. Han Solo ist plötzlich in der Hand des Imperiums. Und Valance macht mit Boba Fett einen Deal, dessen Details unklar bleiben, aber für Valance unvermittelt in einer Katastrophe enden. Da fehlen einem als Leser durchaus Informationen, man muss allerdings schon sagen, dass der „Kopfgeldjäger“-Band noch der in sich schlüssigste von den Begleitcomics zum Kern-Fünfteiler „Krieg der Kopfgeldjäger“ ist. Das liegt aber auch daran, dass Valance am weitesten vom Geschehen weg ist. Lange Zeit ist er gar nicht vor Ort, dann ist er hauptsächlich ein Beobachter am Rand. Erst am Ende greift er wirklich ein – und der Teil fehlt dann prompt und wird nur in seinen Folgen erzählt. Das ist nicht optimal, aber auch nicht ganz so unlesbar wie der Band um die Rebellen.

Die Optik bleibt wie gehabt. Wie man kämpfende Körper inszeniert, weiß Paolo Villanelli. Er geht stets nah ran und bietet viel Dynamik, auch in der Panelstruktur, was hier und da etwas unübersichtlich wirkt, aber Dank feinem Strich nie unkenntlich wird. Unterstützt wird das Ganze durch die gelungene Kolorierung, in der schmutzige Erdfarben am Tag, und bläuliches Dunkel in der Nacht und im Eis von Jekara herrschen. Fröhlich bunt wird es nirgendwo. Unterm Strich eine durchaus schicke Optik.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst Vergangenes nochmal zusammen, um den Einstieg in diesen hier zu erleichtern. Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Bounty Hunters #15“. Die Cover-Galerie wurde einmal mehr auf das räumlich Nötigste reduziert, das heißt alle sechs Cover wurden briefmarkengroß auf eine Seite gepresst.

Fazit: Die „Kopfgeldjäger“-Reihe bleibt sich treu. Unübersichtlich viele Personen kämpfen miteinander in reichlich Actionszenen miteinander, um die Suche nach dem Mädchen Cadeliah voranzutreiben. Diesmal kommt eben noch die versuchte Rettung Han Solos hinzu. Als Einzelcomic nicht zu empfehlen, im Rahmen der „Kopfgeldjäger“-Reihe funktioniert er aber ganz gut, wobei man zumindest den Kernband des 2021er-Cross-Overs „Krieg der Kopfgeldjäger“ vorher gelesen haben sollte („Star Wars Marvel Comics-Kollektion 78“).

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 75: Kopfgeldjäger – Zielperson: Han Solo
Comic
Ethan Sacks, Paolo Villanelli, Arif Prianto
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3788-9
129 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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Comics Star Wars
news-5275 Wed, 24 Apr 2024 20:00:00 +0200 Der Spuk in Luftbahnwagen 015 https://www.ringbote.de/rezensionen/der-spuk-in-luftbahnwagen-015 Es spukt in Kairo. Am Ramses-Bahnhof ruft der Oberaufseher für Bahnsicherheit und -wartung das „Ministerium für Alchemie, Verzauberungen und übernatürliche Wesen“ an. Können die Agenten Hamed Nasr und sein Partner Onsi Youssef den Fall lösen? Doch bevor es dazu kommt, erwartet die Lesenden eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Ein toter Dschinn in Kairo“. Auch in dieser wird das Ministerium alarmiert. Nach dem Selbstmord eines Dschinns nimmt die Agentin Fatma el-Sha’arawi die Ermittlungen auf. Hier gibt es also gleich zwei Fantasy-Abenteuer über ein „magisches“ Kairo im Jahre 1912. von Daniel Pabst

Der Autor dieser 176-seitigen Novelle ist P. Djèlí Clark, welcher der einen oder dem anderen durch sein Debutroman „Meister der Dschinn“ bekannt sein mag. Die Geschichten aus „Der Spuk in Luftbahnwagen 015“ spielen im Jahre 1912 in einem alternativen Kairo, in dem magischen Wesen leben – was die Bewohnerinnen und Bewohner einerseits begeistert und ihnen Wohlstand bietet und andererseits mit einer Schattenseite verbunden ist, durch die der Alltag bedroht wird. Um das Gleichgewicht zu bewahren, schickt das „Ministerium für Alchemie, Verzauberungen und übernatürliche Wesen“ ihre Agenten auf die Straßen, Gassen und Basare von Kairo …

Bereits nach wenigen Seiten ist man in diese phantastische (ägyptische) Welt eingetaucht. P. Djèlí Clark schafft es mit Leichtigkeit, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu kreieren, in der das Orientalische fasziniert. Immer wieder trinken die Figuren Kaffee oder Minztee, essen Basbousa oder armenisches Sudjukh, laufen über Nachtmärkte, sitzen in Cafés oder schreiten durch Paläste. Daneben hat der Autor auf die Kleiderwahl seiner Figuren einen besonderen Fokus gelegt. Obwohl die Geschichten kurz sind (58 Seiten für „Ein toter Dschinn in Kairo“ und 125 Seiten für „Der Spuk in Luftbahnwagen 015“), kommen die Figuren sehr bildlich rüber und haben eine Tiefe. Gepaart mit den übernatürlichen Phänomenen und dem Krimi-Aspekt lässt der Schreibstil keine Wünsche offen.

Inhaltlich spannend sind die Geschichten dann auch. In „Ein toter Dschinn in Kairo“ lernen wir die Agentin Fatma el-Sha’arawi kennen, die sich wie eine „englische“ Ermittlerin kleidet – einmal mit lavendelfarbenem Anzug mit passender Weste, einem weißem Hemd, einer purpurnen Krawatte und einem schwarzen Bowler, ein anderes Mal mit hellgrauem Anzug mit passender Weste, einem weißem Hemd, einer minzgrünen Krawatte, roten Nadelstreifen und einem Gehstock aus schwarzem Stahl mit einem silbernen Knauf. In ihrem neusten Fall hat sie aufzuklären, warum sich ein riesiger Dschinn das Leben nahm oder ob es vielleicht doch viel eher ein Mord gewesen war?

Die Ermittlungen führen Fatma zu einem engelartigen Wesen, das an einer mechanischen Konstruktion arbeitet, zu einer Wahrsagerin und in ein abessinisches Café, außerdem lassen sie sie auf einem Gleiter über die Stadt und die vielen Gassen von Kairo fliegen. Auch Ghule gilt es abzuhängen und zu besiegen. Während Fatma die Lösung des Falls sucht, läuft ihr die Zeit davon. Denn die weißen Schriftzeichen auf dem Boden vor dem toten Dschinn scheinen zu einem Zauber zu gehören, dessen Vollendung kurz bevorsteht …

Die titelgebende Geschichte widmet sich dann den Ermittlungen zweier Agenten. Agent Hamed Nasr sehnt sich danach, eines Tages eine Schlagzeile in der Kairoer Zeitung zu erhalten. Doch noch scheint er davon weit entfernt zu sein und muss mit der Ausbildung eines jungen Agenten namens Onsi Youssef vorliebnehmen. Dass es in dem Luftbahnwagen 015 spuken soll, ist für Hamed auch kein Anlass zu Freudensprüngen. Auf diese Weise aber zeigt er Onsi – und damit auch den Leserinnen und Lesern – den Kairoer Luftbahnhof, welcher ein Glanzstück der Magie und Technik ist. Nebenbei findet dort eine Demonstration statt, in der das Wahlrecht für Frauen eingefordert wird.  

Durch die politische Anspielung zum Wahlrecht erhält diese zweite Geschichte eine besondere Note. Zu keiner Zeit fühlen sich die Beschreibungen von P. Djèlí Clark aber gekünstelt an. Es macht gerade Spaß, sich in diese fiktive Stadt und ihre Sozialisation hineinzuversetzen und mit den Agenten Stück für Stück mehr davon kennenzulernen. Große Handlungsbögen sind angesichts der kurzen Seitenanzahl selbstverständlich nicht zu erwarten. Überraschend kurzweilig und unterhaltsam ist diese Geschichte allemal. Danach bekommt man direkt Lust auf den 576-seitigen Band: „Meister der Dschinn“, in welchem Fatma einen noch größeren Fall zu lösen haben wird.

Fazit: Die Novelle „Der Spuk in Luftbahnwagen 015“ enthält neben der titelgebenden Geschichte die Kurzgeschichte „Ein toter Dschinn in Kairo“. P. Djèlí Clark gelingt es, auf „nur“ 176 Seiten einen Einblick in ein alternatives – sehr  phantastisches – Kairo im Jahre 1912 zu geben, der Neugierde weckt. Die Fälle entwickeln sich als lesenswert, was vor allem durch die abwechslungsreichen Figuren und die sympathische Agentin Fatma und ihre nicht weniger sympathischen Kollegen Hamed und Onsi bestärkt wird. Eine kurze Fantasy-Lektüre, die daher sehr zu empfehlen ist.

Der Spuk in Luftbahnwagen 015
Fantasy-Novelle
P. Djèlí Clark
Cross Cult 2024
ISBN: 978-3-98666-443-5
176 S., Paperback, deutsch
Preis: 14,00 EUR

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Romane Fantasy
news-5274 Tue, 23 Apr 2024 20:00:00 +0200 Gruselkabinett 188: Der Hexenmeister https://www.ringbote.de/rezensionen/gruselkabinett-188-der-hexenmeister Nach Ghoulen, Vampiren und Gespenstern wird es für das „Gruselkabinett“ Zeit, die Zunft der Hexenmeister noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Was liegt da näher, als eine Vertonung von Heinrich Seidels gleichnamiger Geschichte? von André Frenzer

Immerhin stolze 188 Gruselgeschichten – bekannte oder auch weniger bekannte – hat Marc Gruppe bereits in der Reihe des „Gruselkabinett“ vertont. Kein Wunder also, dass der Blick auf neue Geschichten, welche sich zur Adaption eignen, mittlerweile recht weiträumig schweift. So kommt also auch Heinrich Seidels „Der Hexenmeister“ zu der Ehre, als Vorlage für eine Ausgabe der Reihe zu dienen. Der 1842 geborene und 1906 verstorbene Seidel war ein deutscher Ingenieur und Autor, der eher durch seine Märchen bekannt geworden ist. Und auch „Der Hexenmeister“ ist eigentlich – trotz einiger Motive – keine echte Gruselgeschichte. Aber der Reihe nach.

Winkelburg, 1885: Ist der geheimnisvolle Herr Zuckermahn, der einsam in seinem Haus an der alten Stadtmauer lebt, wirklich ein Hexenmeister, wie man im Ort munkelt? Neugierig nimmt der verwaiste Wendelin bei ihm eine Stellung als Gärtner an und erlebt eine gefährliche Überraschung …

Marc Gruppes Adaption hält sich eng an die (frei verfügbare: www.projekt-gutenberg.org/seidelh/wintmaer/hexen.html) literarische Vorlage – mit einer Detailtreue, die Kennern der Geschichte wahre Freude machen dürfte. Gerade die Exposition Winkelburgs und des Herrn Zuckermahn ist außerordentlich werktreu gelungen und weiß doch in ihrer hörspielgerechten Aufbereitung zu überzeugen. Allerdings ist „Der Hexenmeister“ nun einmal keine echte Gruselgeschichte, sondern eher ein Märchen, was sich in zahlreichen Motiven und auch der recht harmlosen Handlung niederschlägt. Trotz Zuckermahns Pakt mit dem Teufel und seinen finsteren Absichten gegenüber seinem jungen Gärtner vermag sich kaum beim Hören Gruselstimmung einzustellen. Das ist jedoch eher ein Problem für den eigentlich gewählten Rahmen der „Gruselkabinett“-Reihe als des hervorragenden Hörspiels selbst.

Wiederum einwandfrei ist die technische Umsetzung. Dirk Petrick trägt als junger Wendelin den Großteil der Handlung, was dem Sprecher auch hervorragend gelingt. Musik und Toneffekte sind ein weiteres Mal überzeugend. Einzig wieso sich Marc Gruppe als des Hexenmeisters Schoßhund Zipferling versucht, statt mit einem vernünftigen Sample zu arbeiten, hat sich mir nicht ganz erschlossen. Das Coverbild stammt dieses Mal von Johannes Belach und ist in seiner Surrealität ein absoluter Hingucker – auch im Vergleich zu den vielen hervorragenden Coverbildern der Reihe.

Fazit: Gruselig wird es kaum in dieser Ausgabe des „Gruselkabinett“. Doch ist „Der Hexenmeister“ eine hervorragende Adaption des Originals.

Gruselkabinett 188: Der Hexenmeister
Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von Heinrich Seidel
Marc Gruppe
Titania Medien 2024
ISBN: 978-3-7857-8638-3
1 CD, ca. 55 min., deutsch
Preis: 8,49 EUR

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Hörspiele/-bücher Gruselkabinett
news-5273 Mon, 22 Apr 2024 08:00:00 +0200 Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger) https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-darth-vader-skywalker-im-visier-krieg-der-kopfgeldjaeger Ein Sith hat keine Freunde, und Familienbande bringt nur Ärger – das hat Lord Vader gerade wieder erleben müssen, als sich sein Sohn Luke Skywalker in der Wolkenstadt über Bespin geweigert hat, sich ihm anzuschließen. In Vaders Augen ist er deswegen schwach und muss sterben. Wie aber lockt man eine Beute in die Falle? Mit einem Köder. Und weil das mit Lukes Freunden schon einmal so gut geklappt hat, entscheidet Vader, dass er sich Han Solo zurückholen muss. von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband ist schon etwas älter – mea culpa – und vereint die Ausgaben #12-17 der Reihe „Darth Vader (2020)“. Diese gehören zu dem Mega-Cross-Over „Krieg der Kopfgeldjäger“, das 2021 alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen in einer Neuauflage des Multimediaprojekts „Schatten des Imperiums“ (1996) davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Die 6 „Vader“-Hefte wurden ursprünglich zwischen September 2021 und Januar 2022 bei Panini im Doppelpack mit den „Krieg der Kopfgeldjäger“-Episoden veröffentlicht (gute Entscheidung, denn die Handlungen sind echt eng miteinander verzahnt). Dieser Sammelband folgte dann im Juli 2022. Das Team aus Greg Pak (Autor) und Raffaele Ienco (Illustrationen) ist hier weiterhin aktiv, für die Kolorierung sorgt eine ganze Truppe an Leuten.

Die Handlung beginnt sehr unmittelbar nach dem Vorgängerband „Ins Feuer“. Vader wird nach seiner Bestrafung durch den Imperator wieder hergestellt. Dabei fällt er die bereits erwähnte Entscheidung, dass Luke sterben muss, da er ein Schwächling ist. Außerdem will Vader verhindern, dass Luke ihn an der Seite des Imperators ersetzt. Als Köder für den untergetauchten Sohn soll dessen Freund Han Solo dienen, von dem Vader weiß, dass er bei Jabba dem Hutten zu finden ist. Dorthin wollte der Kopfgeldjäger Boba Fett den in Karbonit eingefrorenen Schmuggler ja bringen.

Leider hat Fett Solo verloren. Nun suchen Kopfgeldjäger nach ihm – und andere. Um nicht wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Unterwelt zu stapfen, nimmt Vader übergangsweise den Hutten-Halbstarken Bokku in seine Dienste, der ihn zu Solo führen soll. Ebenfalls mit von der Partie ist der Sith-Jäger Ochi von Bestoon, der als Sprachrohr und Lakai von Vader dient – nachdem er ihn zuvor umbringen sollte, aber anscheinend ist Vader nicht nachtragend. Es kommt zu einigen Zusammenstößen mit Droiden – darunter IG-88 –, und Vader entdeckt eine Intrige, die aus dem imperialen Führungszirkel kommt und ihn einmal mehr ausschalten will. Außerdem stößt er auf Crimson Dawn, die Han Solo in ihrer Gewalt haben.

Bis zu diesem Punkt funktioniert der Comic gut und in bekannten Mustern. Intrigen und Gewalt begleiten Vader auf Schritt und Tritt. Man kennt das aus den früheren „Vader“-Comics. Allerdings muss man gut aufpassen, denn der Comic vollzieht gleich zweimal Zeitsprünge nach hinten, ohne das im Text kenntlich zu machen. So ist man teilweise ganz schön verwirrt, was gerade warum passiert. Sobald wir uns im Umfeld des Cross-Overs, also der Auktion auf Jekara bewegen, auf der Crimson Dawn Han Solo versteigert, wird es noch zusätzlich konfus, denn dann fehlt schlicht der Inhalt der anderen Comics. Greg Park fängt das ein wenig mit inneren Monologen von Vader auf, der sein Handeln und seine Motive erklärt, bis die Story an einem gewissen Punkt wieder einsteigt. Das ist zugegebenermaßen nicht schlecht gelöst, aber man blättert trotzdem hin und her und versucht zwischen Intrigen, Zeitsprüngen und fehlenden Story-Abschnitten den Überblick zu behalten.

Dafür kracht es am Ende noch einmal gewaltig. Verschwörungen werden offenbar und Vader räumt kräftig auf. Alles läuft auf einen Krieg gegen Crimson Dawn hinaus. Nicht zuletzt deswegen sollte man diesen Sammelband unbedingt nach dem Band „Krieg der Kopfgeldjäger“ lesen, auch wenn dann vieles Rückblick ist.

Visuell wird gehobene Kost geboten. Die Bilder sind schön detailreich und immer wieder trifft Raffaele Ienco Figuren und Raumschiffe richtig gut. Dazu kommt eine angenehm düstere Kolorierung, die viel mit dem blutroten Schein von Vaders Lichtschwert und der Schwärze des Dunklen Lords selbst arbeitet. Nicht Referenzklasse, aber schon sehr erfreulich anzusehen.

Fazit: „Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger)“ hat einen anstrengenden Titel – und liest sich auch ungefähr so anstrengend. Es stecken interessante Gedanken in dieser Handlung, etwa Vaders Erkenntnis, dass er bald zum alten Eisen gehören könnte, nun, da Luke auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Auch die imperiumstypischen Intrigen machen wieder Spaß. Durch unmarkierte Rückblenden im vorderen Teil und Handlungslücken im hinteren wird das Leseerlebnis jedoch merklich getrübt, denn man hat mitunter große Mühe, zusammenzusetzen, was gerade in welcher Reihenfolge passiert und warum. Als Einzelcomic nicht zu empfehlen, im Verbund mit den vorherigen „Vader“-Comics und dem „Krieg der Kopfgeldjäger“ aber durchaus spannend.

Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger)
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Dean White u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3039-2
136 S., Hardcover, deutsch
Preis: 17,00 EUR

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Comics Star Wars
news-5272 Sun, 21 Apr 2024 08:00:00 +0200 Der Dunkle Wald (Trisolaris-Trilogie 2) https://www.ringbote.de/rezensionen/der-dunkle-wald-trisolaris-trilogie-2 Am 24. März war es soweit: Die Serienadaption von „Three Body Problem“ ist gestartet und falls man sie nicht schon gesehen hat, darf man gespannt sein, was sie liefert. Aber kann man überhaupt sicher sein, dass alle Teile dieses Romans auch verfilmt werden? Natürlich leider nicht. Würde man den zweiten Roman inhaltsgetreu in einer zweiten Staffel umsetzen, davon bin ich überzeugt, wäre spätestens dies das Ende der Verfilmung und es würde keine dritte Staffel geben. von KaiM

Der zweite Band der „Trisolaris“-Trilogie beginnt dort, wo der erste beendet wurde. Doch wie schreibt man über einen zweiten Teil, wenn man über den ersten nichts verraten möchte? Am Besten zunächst mit dem Rahmen, den das Buch schafft. Wieder gibt es das Verzeichnis der wichtigsten Personen, die darin vorkommen. Schon im ersten Band hat dieses Verzeichnis gute Dienste geleistet, und wieder war ich froh, es bei der Hand zu haben. Des Weiteren wurde auch wieder ein Anhang spendiert, der sich mit der chinesischen Sprache auseinandersetzt und auch die Erläuterungen des Autors zu einigen Fachbegriffen anfügt. Auf einigen Seiten am Ende des Buches werden Dutzende Hinweise gegeben, die das Lesen erleichtern, ohne sofort einen ganzen Wikipedia-Artikel lesen zu müssen. Tatsächlich habe ich während der Lektüre des Romans nur selten dorthin geblättert. Die kurzen Ausführungen haben mich das ein oder andere Mal aus der Handlung herausgeholt, denn anstatt nur eines kurzen Absatzes las ich dann zwei oder drei Seiten, bis ich wieder zum eigentlichen Roman zurückkehrte. Ein spannendes Verzeichnis, aber manches Mal halt leider eben auch eine Ablenkung.

Der Roman selbst beginnt mit einer kurzen, einleitenden Szene, bei der die Kosmosoziologie in den Vordergrund gerückt wird. Dieser zunächst unwichtige Begriff wird schließlich ein zentraler Aspekt des ganzen Romans. In den 1970er Jahren als Wissenschaft geformt, hat schon Stanislav Lem darüber geschrieben, und selbst heute werden noch Abhandlungen darüber verfasst. Natürlich wird in fast jedem SF-Roman oder jeder SF-Serie explizit oder implizit auf Exosoziologie, ein Begriff, den man schon eher im Internet wiederfindet, eingegangen. Allerdings geht Cixin Liu einen Schritt weiter als die meisten anderen. Die Entfaltung der Tragweite seiner Überlegungen in Kombination mit der Zukunft, in die man während des Romans langsam gezogen wurde, ist ein absolut grandioser Moment dieser Romanreihe.

Doch ich greife vor. Kommen wir nun zur …

Kritik

Die ersten 200 Seiten des Buches habe ich, vorsichtig formuliert, nicht genossen. Ständig werden Handlungsfäden gesponnen, die anscheinend nicht weitergeführt werden. Personen werden eingeführt, die keinen Einfluss auf das eigentliche Geschehen haben, und irgendwann fragt man sich, ob das Buch noch irgendwohin führt, wo alles einen Sinn ergibt. Alles wäre zu viel gesagt, aber einiges ergibt schließlich doch Sinn. Meine Interpretation einiger Szenen dieses Buches ist, dass der Autor nicht nur eine Handlung erzählen wollte. An vielen Stellen wird auf die gesellschaftliche Entwicklung eingegangen und hervorgehoben, in welche Tendenzen die Menschheit aufgrund der einen oder anderen Überlegung verfällt. Das sind globale Überlegungen und Gedankenspiele, die schnell auch einfach langweilig werden können. Um diesen Entwicklungen Gesichter zu geben und konkrete Auswirkungen zu zeigen, wird die Geschichte einiger Personen erzählt, die von der Entwicklung auf der Erde auf verschiedene Art und Weise betroffen sind. Insgesamt nicht uninteressant, aber irgendwann wird klar, dass dies der einzige Nutzen dieser Charaktere in dem Roman bleiben soll.

Aber irgendwann ist auch die längste Reise überwunden und das Buch entfaltet wieder die Faszination eines ersten Bandes oder sogar noch darüber hinaus. Die Strategien der Menschheit im Umgang mit einer existenzbedrohenden Situation sind so abstrus und gleichzeitig so sinnvoll und dabei auch noch kreativ beschrieben, dass man das Buch fortan nicht mehr aus der Hand legen möchte. Wie im ersten Teil stehen nicht unbedingt die Personen und Charaktere im Vordergrund, aber das schmälert die Faszination nicht im Geringsten. Aber immerhin gibt es zentrale Figuren, die wichtige Rollen spielen, und mit ein wenig Fantasie kann man sogar ein wenig Charakterentwicklung entdecken. Nahezu ohne Personenkult, dafür aber mit der vollen Faszination der zukünftigen Menschheitsgeschichte wird der zweite, zum Glück deutlich längere Teil des Romans zum Retter dieses Buches.

Fazit: Signifikante Startschwierigkeiten schmälern den Genuss ein wenig, aber unterm Strich ist es ein Roman, der nicht weniger im Sinn hat, als das Große und das Ganze zu beschreiben, und zwar vom Hier und Jetzt bis ans Ende der Zeit. Und was soll ich sagen: Aus meiner Sicht gelingt das sehr, sehr gut.

Der Dunkle Wald
Science-Fiction-Roman
Cixin Liu
Heyne 2018
ISBN: 978-3-641-17458-3
592 S., Paperback, deutsch
Preis: 16,99 EUR
        
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Romane Science-Fiction
news-5271 Fri, 19 Apr 2024 20:00:00 +0200 Knowledge? Das Quiz ohne Fragen https://www.ringbote.de/rezensionen/knowledge-das-quiz-ohne-fragen Ein kooperatives Quizspiel, in dem man nichts wissen muss, um zu gewinnen? Klingt erst einmal skurril. Schauen wir uns an, was sich dahinter verbirgt. von Sabrina

Inhalt

630 Quiz-Karten
1 Spielplan
1 Teammarker
5 Gegnermarker in fünf Farben
1 Sichtschutz
1 Anleitung

Zum Spiel

Wir und unsere Gegner, dargestellt durch Marker, stehen auf einem Rundkurs mit bunten Feldern, auf denen Buchstaben von A bis E gedruckt sind. Des Weiteren gibt es Platz für Karten zum Anlegen: Fünf für die Gegner entsprechend der Markerfarben und einen zusätzlichen Kartenplatz in der Mitte des Spielplans für uns.

Ziel des Spiels ist es, dass wir uns zweimal um den Spielplan bewegen, ohne uns von unseren Gegnern einholen zu lassen. Dabei spielen wir mehrere Durchgänge, in denen wir immer genau sechs Quizkarten ausspielen. Jeder Marker bewegt sich somit exakt einmal pro Durchgang. Die Quizkarten sind hierfür in drei unterschiedliche Kategorien unterteilt. Jede Kategorie gibt an, welches Element auf dem Spielplan relevant für die Bewegung der Marker ist. Bei den Zahlenkarten geht es immer um eine Antwort, in der ganze Zahlen vorkommen (0, 1, 2, 3, 4 oder 5). Bei den Buchstabenkarten geht es bei der Antwort immer um einen der Buchstaben (A, B, C, D oder E). Bei den Farbenkarten geht es immer um eine der Farben (Rot, Gelb, Grün, Blau oder Weiß).

Der Ablauf ist wie folgt: Wir ziehen sechs Quizkarten. Dann wird die erste Karte vorgelesen. Wie stellen Vermutungen an, welches die richtige Antwort ist, und legen die Karte in ein noch freies Kartenfeld. Damit ist diese Karte uns oder einer generischen Farbe (Marker) zugeordnet. Dann wird die Karte umgedreht und die Antwort vorgelesen. Der gewählte Marker bewegt sich entsprechend der Antwort weiter.

Beispiel: Zahlenkarte
Frage: Die Anzahl der Disziplinen beim Vielseitigkeitsreiten
Antwort: 3 (Springreiten, Geländeritt und Dressur)
Je nachdem welchem Marker wir die Frage zugeordnet haben, geht dieser 3 Schritte weiter. Ob die Frage richtig beantwortet wurde, ist dabei nicht relevant.

Beispiel Farbkarte:
Frage: Die Farbe, die man am „Saint Patrick’s Day“ trägt.
Antwort. Grün
Der Marker, dem wir die Karte zugeordnet haben bewegt sich auf das nächste grüne Feld. Im Falle eines generischen Markers wählen wir natürlich möglichst einen kleinen Schritt. Kommen wir bei der Frage einen großen Schritt weiter, ordnen wir diese natürlich uns zu. Sofern der Platz nicht schon von einer anderen Karte belegt wurde.

Wie weit sich die Marker bewegen, ist demnach von der Lösung abhängig und nicht ob unsere Antwort richtig oder falsch ist. Allerdings ist es natürlich hilfreich, die Antworten zu wissen, da dies durchaus eine Relevanz hat. Denn wenn wir die Antwort kennen, wissen wir auch genau, wer sich wohin bewegen würde. Taktisches Geschick spielt eine große Rolle in „Knowledge?“.

Das Spielende wird eingeläutet sobald ein Marker zum zweiten Mal die Ziellinie überschritten hat. Die Runde wird noch zu Ende gespielt. Wer dann am weitesten vorne ist, gewinnt „Knowledge?“.

„Knowledge? Das Quiz ohne Fragen“ hat in unseren Runden unterschiedliche Emotionen ausgelöst. Von „supercool“ bis „Hä?“ war alles dabei. Die ungewöhnliche Spielidee muss erst einmal verstanden werden. Daher war meine Reaktion auch zuerst: „Hä? Versteh ich nicht, was das soll!“ :-D. Ich bin aber nach mehrmaligem Spielen etwas warm geworden, und „Knowledge?“ darf nun auch gerne mal wieder auf den Spieletisch kommen. Allerdings gefällt mir das im Ansatz ähnliche „Kneipenquiz“ doch etwas besser.

Aus Nachhaltigkeits- und Platzgründen hätte die Verpackung um einiges kleiner sein dürfen. Aber vielleicht sind ja bereits Erweiterungen geplant, die in der Schachtel Platz finden sollen.

Fazit: Für Menschen, die gerne quizzen, aber denen es weniger ums Wissen an sich geht, ist „Knowledge? Das Quiz ohne Fragen“ durchaus eine interessante Alternative zu gängigen Wissensspielen.

Knowledge? Das Quiz ohne Fragen
Brettspiel für 2 bis 6 Spielende ab 12 Jahren
Peer Sylvester
Edition Spielwiese/Pegasus Spiele 2024
EAN: 4250231738470
Sprache: Deutsch
Preis: 34,99 EUR

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Brettspiele Familienspiele
news-5270 Thu, 18 Apr 2024 20:00:00 +0200 Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik https://www.ringbote.de/rezensionen/cinema-praesentiert-der-herr-der-ringe-die-chronik Das Kinofilm-Magazin „Cinema“ hat in den letzten Jahren etliche Filmbücher herausgebracht, in denen Artikel aus dem Magazin gesammelt veröffentlicht wurden. Eines der Filmbücher ist „Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik“. Der Band bietet einen opulenten Einblick in die Entstehung der fantastischen Bücher, Kinofilme und der Serie anhand von Texten und reichlich Bildern. von Markus Kolbeck

Das Hardcover-Buch wurde auf Deutsch 2022 mit einem Umfang von 226 Seiten und zu einem Preis von 30,- Euro bei Panini veröffentlicht. Der Band enthält in neun Kapiteln journalistisch aufbereitete Info-Texte und – meist in Farbe – aussagefähige Bilder zu den vier Büchern, den sechs Filmen und der Amazon-Serie. Als Autoren fungierten Oliver Noelle, Volker Bleeck und Philipp Schulze.

Inhalt

Kapitel 1: „J. R. R. Tolkien: Die Ursprünge von ‚Der Herr der Ringe‘“

Der Anglistik-Professor John Ronald Reuel Tolkien (JRRT) (1892-1973) hat als Autor der Fantasy-Bücher „Der kleine Hobbit“ (im englischen Original 1937) sowie „Die Gefährten“, „Die zwei Türme“ und „Die Rückkehr des Königs“ der Trilogie „Der Herr der Ringe“ (1954-55) zwar nicht das literarische Genre der Fantasy erfunden, jedoch gelte er laut Fantasy-Experte Prof. Markus May als Begründer einer neuen Art zu schreiben: der High Fantasy! Tolkiens von Wesen wie Elben, Hobbits und Orks (aber auch Menschen) besiedelte Welt Mittelerde wurde nicht einfach so erfunden. Vielmehr habe der Autor auf Mythen und Legenden zurückgegriffen. Insgesamt gebe es fünf Ursprünge: Philologie, Mythologie, seinen christlichen Glauben, moderne Literatur und seinen Lebenslauf. Die Welt sei mit unglaublicher Plausibilität gestaltet worden; so habe JRRT eine völlig neue Mythologie erfunden.

Kapitel 2: „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ (2001)

In diesem Kapitel wird der erste Teil der Kinofilmtrilogie präsentiert. Nachdem sich große Regisseure wie Steven Spielberg die Zähne an einer Verfilmung ausgebissen haben, hat Peter Jackson die Fantasy-Trilogie in fantastischen Bildern verwirklicht. Schauspieler wie Elijah Wood als Hobbit Frodo, Ian Holm als Hobbit Bilbo Beutlin, Ian McKellen als Zauberer Gandalf, Orlando Bloom als Elb Legolas, Andy Serkis als das Wesen Gollum (ein früherer Ringträger) und Cate Blanchett als Elbenfürstin Galadriel haben den drei Filmen magisch Leben eingehaucht. Die zugrundeliegenden drei Bücher haben natürlich der gesamte Cast und die gesamte Crew immer wieder zurate gezogen. Der Regisseur wollte – so das Buch – Mittelerde so realistisch wie möglich gestalten. Es sei sicherlich kein herkömmlicher Fantasy-Film! Die Software „Massive“ für die Darstellung von Massenszenen, wie etwa Schlachten, wird vorgestellt. Die Ringgeister (Nazgûl,  ehemalige Träger von Ringen der Macht) werden als Schwarze Reiter abgebildet, außerdem Orks. „Die Gefährten“ hat vier Oscars erzielt!

Kapitel 3: „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ (2002)

Hier wird der zweite Teil der Trilogie behandelt. Neuzugänge im Cast sind Miranda Otto als Schildmaid von Rohan, Éowyn, Brad Dourif als Sarumans (ein Zauberer wie Gandalf) Agent, Grima Schlangenzunge, Bernard Hill als König von Rohan, Théoden, Karl Urban als Kriegerprinz von Rohan, Éomer, und David Wenham als Krieger von Gondor, Faramir (Bruder von Boromir, einem der neun Gefährten). Es gebe noch fantastischere Monster in diesem Film, wie die als Ents bezeichneten Baumhirten, die aber nicht hier abgebildet werden. Außerdem gibt es die Inszenierung einer großen Schlacht. Es wird von Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Filmdreh berichtet und wie Cast und Crew als Gemeinschaft fungieren. Für Andy Serkis als Gollum wird Performance Capturing (ähnlich Motion Capturing) verwendet, das hier vorgestellt wird. Gollum sei die erste Digitalkreatur in der Filmgeschichte mit emotionalen Ausdruck! „Die zwei Türme“ hat zwei Oscars erhalten!

Kapitel 4: „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ (2003)

Das Ende der Trilogie. Große Änderungen beim Cast gibt es nicht. An phantastischen Kreaturen gibt es unter anderem die Riesenspinne Kankra, die ohne Abbildung bleibt. Der Dreh in Neuseeland sei das größte Abenteuer für Cast und Crew gewesen. Die ersten beiden Filme seien für den Regisseur Peter Jackson im Grunde nur Kostümproben gewesen; dies sei „der eine Film“. Die Trilogie sei für die Ewigkeit gemacht. Es gibt eine gewaltige Entscheidungsschlacht. „Die Rückkehr des Königs“ hat sage und schreibe elf Oscars eingeheimst.

Kapitel 5: „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (2012)

Der erste Film der neuen Prequel-Fantasy-Trilogie, die 60 Jahre vor „Der Herr der Ringe“ spielt. Martin Freeman spielt den Hobbit Bilbo Beutlin als Schatzsucher mit Diebesfähigkeiten. Ian McKellen ist wieder dabei als Gandalf der Graue. Auch Galadriel, gespielt von Cate Blanchett, wird ihre Rolle darin spielen. Außerdem Andy Serkis als Gollum und Hugo Weaving als Elbenfürst Elrond Halbelb. Bekannt wurde auch Benedict Cumberbatch als Performer des Drachen Smaug und des Nekromanten Sauron. Es gibt die dreizehn Zwerge aus dem Buch, angeführt von Richard Armitage als Königsanwärter Thorin Eichenschild. Es wird auf die Produktionsanfänge von der Idee bis zum Dreh eingegangen sowie auf die Dreharbeiten selbst. Eigentlich sei Guillermo del Toro als Regisseur für die Filme vorgesehen gewesen.

Kapitel 6: „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ (2013)

Im zweiten Teil kommt zum Cast Evangeline Lilly als Elbenkriegerin Tauriel dazu, Orlando Bloom als Elbenprinz, Luke Evans als Bogenschütze Bard und außerdem Lee Pace als Elbenkönig Thranduil. Die Zwerge kommen langsam ihrem Ziel näher, ihre angestammte Heimat, die Bergfeste Erebor, zurückzuerobern.

Kapitel 7: „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ (2014)

Der dritte und letzte Teil der „Hobbit“-Trilogie. Martin Freeman wolle den Hobbit Bilbo Beutlin nicht immer nur verängstigt spielen. Bilbo sei mutig, aber für ihn seien seine Taten nicht heldenhaft, sondern notwendig. Gandalf konfrontiert den Nekromanten und wird stark geschwächt. Der Nekromant wird vom Weißen Rat der Mächtigen von Mittelerde bekämpft. Bard und Smaug gehen ihrem Schicksal entgegen. Es kommt zur titelgebenden Schlacht.

Kapitel 8: „Die Ringe der Macht“ (2022)

Während die Bücher und die beiden Filmtrilogien Ende des Dritten Zeitalters in Mittelerde spielen, handelt die Amazon-Fantasy-Serie „Die Ringe der Macht“ als Prequel ungefähr im Jahr 1000 des Zweiten Zeitalters, Jahrtausende vor den Geschehnissen in „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“. Die Serie erzählt, wie Sauron mithilfe der Elben, darunter Elbenschmied Celebrimbor, dargestellt von Charles Edwards, die magischen Ringe der Macht und dann im Geheimen den Einen Ring schmiedet. Númenor und sein Untergang werden thematisiert. Die Elbenfürstin Galadriel lebte zu dieser Zeit schon und wird von Morfydd Clark gespielt. Der ebenfalls in diesem Zeitalter wirkende Halbelb Elrond wird von Robert Aramayo gemimt. Der Darsteller von Elbenhochkönig Gil-galad heißt Benjamin Walker. Die Serie habe inklusive der Filmrechte, für die allein 250 Millionen Dollar von Amazon gezahlt wurde, ein Budget von 712 Millionen Dollar gehabt – allein für die erste Staffel mit acht Folgen! Es seien fünf Staffeln geplant.

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Kapitel 9: „Tolkiens Einfluss auf die Popkultur“

JRRT hat vielerlei Quellen für sein Werk bemüht und hat ebenso weitergehend andere Autoren, Filmemacher und Musiker sowie Spieleerfinder zu Eigenkreationen inspiriert. Musik von Bands wie Led Zeppelin, Genesis und Marillion, Filme wie „Star Wars“, „Harry Potter“ und „Der König von Narnia“ sowie Bücher wie „Game of Thrones“ (von Georg R. R. Martin) oder die Parodie „Der Herr der Augenringe“ finden hier Erwähnung.

Kritik

Wie eingangs erwähnt, bietet der Filmband nicht nur informative Texte, sondern auch sehr viele, zum Teil auch ein- oder zweiseitige Fotos. Schon allein die Informationen zum Autor JRRT und der Entstehung der vier Bücher ist lesenswert, vor allem wenn man mit den Hintergründen noch nicht vertraut ist. Es bleiben kaum Wünsche unerfüllt, so liefert der Band auch viele Informationen zum Cast einschließlich einiger, wenn auch kurzer, Interviews. Die Texte sind unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben, sodass zusammen mit den vielen Bildern ein schönes Lesevergnügen entsteht. Die eingangs von Kapitel 9 zu Tolkiens Einfluss auf die Popkultur genannten Spiele werden leider nicht thematisch ausgeführt, dafür aber – von Tolkiens Werk inspiriert – Lieder, Filme und Bücher. Dieses Kapitel hätte ich mir gerne ausführlicher gewünscht!

Positiv ist für mich, dass die Prequel-Serie „Die Ringe der Macht“ kritisch reflektiert wird, was den Kanon von Tolkien und die Werktreue betrifft. Positiv anzumerken ist auch, dass es kurze Inhaltsangaben zu den Filmen gibt. So kann man die Story noch einmal rekapitulieren, falls man sie bereits kennt beziehungsweise wird, wenn man sie nicht kennt, grob ins Bild gesetzt, worum es in den Filmen geht. Schade dagegen ist, dass wenig von der Action und den phantastischen Kreaturen in Bildern eingefangen wurde. Gollum, Hobbits, Elben, Zwerge, Schwarze Reiter, Orks, Mûmakil (Olifanten) und der Drache Smaug gibt es jedoch schon. Vieles bleibt der Neugier des Publikums erhalten, und man darf sich auf die ein oder andere Überraschung in den Filmen freuen.

Anmerkung

Obwohl die Filmtrilogie „Der Hobbit“ erst nach der des „Der Herr der Ringe“ behandelt wird und nach diesem gedreht wurde, spielt „Der Hobbit“ vor „Der Herr der Ringe“! Es wird, neben vielem anderen auch, geschildert, wie der Eine Ring gefunden wird. Daher empfiehlt es sich, das Kinderbuch „Der kleine Hobbit“, das auch lesbar für Erwachsene ist, vor der Jugendbuchtrilogie „Der Herr der Ringe“ zu lesen. Gleiches gilt für die Filme! Beide Trilogien lohnen sich sehr für alle, die für Fantasy-Epen aufgeschlossen sind. 17 Oscars allein für „Der Herr der Ringe“ sprechen für sich! Die 6-Film-Box (also mit beiden Trilogien) in den Kinofassungen auf Blu-ray gibt es manchmal bereits für rund 20,- Euro, für die besonders empfehlenswerten Extended Editions zahlt man jedoch mehr.

Fazit: Das literarische Werk von J. R. R. Tolkien sowie die sechs Filme von Peter Jackson gelten als Meilensteine der Fantasy-Literatur beziehungsweise Filmkunst. Die Serie ist auch vielversprechend. So ist es nicht verwunderlich, dass diesen literarisch-filmischen  Phänomenen hier ein bildgewaltiges Denkmal in unserer Zeit gesetzt wird.

Cinema präsentiert: Der Herr der Ringe – Die Chronik
Sachbuch
Oliver Noelle, Volker Bleeck, Philipp Schulze
Panini 2022
ISBN: 978-3-8332-4260-1
226 S., Hardcover, deutsch
Preis: 30,00 EUR

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Romane Sekundärwerke
news-5269 Wed, 17 Apr 2024 08:00:00 +0200 Gruselkabinett 182: Sarahs Grabmal https://www.ringbote.de/rezensionen/gruselkabinett-182-sarahs-grabmal Ganz klassisch scheint es abermals in der etablierten Reihe des „Gruselkabinetts“ zu werden, denn schon alleine das Wort „Grabmal“ lässt uns an Gespenster, Vampire und andere traditionelle Schrecken denken. Was steckt aber wirklich hinter dieser Episode? von André Frenzer

Der 1951 verstorbene Frederick George Loring war nicht nur Navy-Offizier und ein früher Experte im Bereich der kabellosen Telegrafie. Nein, er schrieb auch Kurzgeschichten und Gedichte, von denen seine – in allerlei Anthologien wiederveröffentlichte – Geschichte „Sarahs Grabmal“ zu den mit Abstand bekanntesten gehört. Worum geht es?

Bei der Sanierung der Dorfkirche des im Südwesten Englands gelegenen Hagarton muss ein altes, in den Fußboden eingelassenes Grabmal der Statik wegen umgesetzt werden. Ausgerechnet auf diesem Grab steht jedoch ein Spruch, der davor warnt, es jemals zu öffnen und die darin Ruhende zu stören – die anno 1630 ermordete Countess Sarah, der ihre Zeitgenossen vampirische Züge zuschrieben. Allein, dem Restaurator bleibt keine Wahl. Doch schon beim Entfernen der schweren marmornen Deckplatte des Grabmals packt ihn und den Pastor das pure Grauen. Und das ist erst der Anfang.

Also alles doch ganz wie gehabt, und wer anhand des Titels bereits auf eine Vampirgeschichte getippt hat, liegt absolut richtig. Schön gewählt ist allerdings der Schauplatz der Geschichte, welcher den nahezu klassischen „transsilvanischen“ Vampir in den Südwesten des beschaulichen Englands verlegt. Dazu gehört „Sarahs Grabmal“ aus dem Jahr 1900 zu den frühen Vampirgeschichten, welche einen weiblichen Vampir als Bösewicht hat. Das sind dann aber auch für den versierten Hörer die einzigen echten Abweichungen in der Geschichte. Dennoch gelingt es „Sarahs Grabmal“, eine gewisse Spannung aufrecht zu erhalten, da nicht – wie bei vielen Nacherzählungen – das Schicksal der einzelnen Personen im Vorfeld bekannt ist. Das weiß zu gefallen.

Wiederum einwandfrei ist die technische Umsetzung. Marc Gruppes Drehbuch funktioniert hervorragend, die gut aufgelegte Sprecherriege um Helmut Zierl, Ursula Wüsthof und den legendären Peter Weis präsentiert die Geschichte ansprechend. Auch Musik und Toneffekte sind absolut überzeugend und auf einem hohen Niveau. Das von Osman Askin beigesteuerte Coverbild reiht sich qualitativ nahtlos in die Reihe ein.

Fazit: Zugegeben: Neu erfunden wird der Vampirmythos in dieser Geschichte nicht. Wer bereits einige Vampirgeschichten kennt, findet hier wenig aufregend Neues. Das ändert nichts daran, dass „Sarahs Grabmal“ eine hervorragende Umsetzung einer sehr klassischen Gruselgeschichte ist.

Gruselkabinett 182: Sarahs Grabmal
Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von F. G. Loring
Marc Gruppe
Titania Medien 2023
ISBN: 978-3-7857-8528-7
1 CD, ca. 51 min., deutsch
Preis: 8,49 EUR

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Hörspiele/-bücher Gruselkabinett
news-5268 Tue, 16 Apr 2024 08:00:00 +0200 Star Wars Marvel Comics-Kollektion 70: Rettet Han Solo https://www.ringbote.de/rezensionen/star-wars-marvel-comics-kollektion-70-rettet-han-solo Nach der Schlacht von Hoth hat es die Rebellion nach wie vor schwer. Die Flotte ist verstreut und das Imperium hat die Funkcodes geknackt. Sie wieder zu sammeln, wird ein Hindernislauf mit Sternenzerstörern. Außerdem ringen Luke, Leia und die anderen mit dem Verlust von Han Solo, der, in Karbonit eingefroren, von Boba Fett zu Jabba gebracht werden soll. Ein Hinweis führt nach Nar Shaddaa, auf eine Welt ohne Recht und Gesetz … von Frank Stein

Der 70. Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars (2020) #13-18“, die zwischen Mai und November 2021 erschienen sind und vom Titel her sechs Einzelausgaben zu sein scheinen. Tatsächlich gehören sie aber zum damaligen Cross-Over-Projekt „Krieg der Kopfgeldjäger“, das alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen in einer Neuauflage des Multimediaprojekts „Schatten des Imperiums“ (1996) davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Geschrieben wurden die hier vorliegenden Comics weiterhin von Charles Soule, die Illustrationen stammen von Ramon Rosanas. Koloriert wurden sie von Rachelle Rosenberg. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Januar 2022 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Die Handlung beginnt durchaus klassisch. Luke trainiert mit seinem neuen, goldenen Lichtschwert. Dann bekommt er Nachricht, dass ein Kontakt Chewie darüber informiert hat, Boba Fett könne sie auf Nar Shaddaa befinden. Eine kurze, ebenso actionreiche wie fruchtlose Episode später steht man jedoch weiterhin mit leeren Händen da. Schnitt.

Leia bekommt eine Nachricht von Amilyn Holdo – wir kennen sie als violetthaarige Admiralin aus „Episode VIII: Die letzten Jedi“. Zur Handlungszeit hier ist sie noch eine junge Spionin für die Allianz. Und die hat erfahren, dass Han von der Verbrecherorganisation Crimson Dawn versteigert werden soll. Die war der Antagonist im Film „Solo – A Star Wars Story“, steht aber mittlerweile unter Führung von Hans Ex-Freundin Qi’ra, deren Pläne und Ziele eher undurchsichtig sind. Eine Mission nach Jekara wird gestartet, wo die Auktion stattfinden soll, allerdings ohne Luke, der noch eine Sondermission mit der Starlight-Staffel hat. Schnitt.

Luke und die Starlight-Staffel retten Rebellen vor dem Imperium. Viel Action und ein schöner Cameo am Ende, aber eindeutig eine Füll-Episode. Schnitt.

Ab hier wird die Handlung sehr holprig und man spürt, dass einem Informationen aus den anderen Cross-Over-Heften fehlen. Denn plötzlich sind alle auf Jekara. Leia und ihre Truppe stehen Boba Fett gegenüber, außerdem ist Vader plötzlich vor Ort. Luke ist noch im Anflug durch den Hyperraum und hadert mit sich, denn er fürchtet die erneute Konfrontation. Schnitt.

Und plötzlich hat Luke einen Kampf mit Vader hinter sich. Der wurde übersprungen. Aber es geht munter im Eis von Jekara weiter. Unterdessen ist der Falke mit Leias Trupp wieder im All. Han, der eben noch Vaders Lichtschwert unter der Nase hatte, ist plötzlich „sicher“. Und die Wissenslücken der Leser werden größer. Was ist passiert? Keine Ahnung. Schnitt.

Gerade sagte Lando „Lasst uns Han retten“ (sinngemäß) und schon ist alles vorbei – erfolglos. Leia ist am Ende. Da bekommt sie ein Gesprächsangebot von Qi’ra. Die zwei Frauen treffen sich und tauschen sich aus. Könnte Qi’ra eine Verbündete der Allianz werden? Man weiß es nicht. Auch bleibt unklar, was vorher eigentlich passiert ist.

Dieser grobe Abriss durch die Handlung zeigt: Der Comic hat ein Riesenproblem. Er ist eindeutig ein Begleitwerk, das Füllszenen zu einem anderen Comic liefert, vermutlich „Krieg der Kopfgeldjäger“. Der Band ist aber Ausgabe 77 der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“. Hier ist den Machern ein großer Fehler unterlaufen, indem sie die Hauptstory des Cross-Overs so weit nach hinten geschoben haben. Denn für sich genommen, ist „Rettet Han Solo“ kaum zu genießen, zumindest in der zweiten Hälfte nicht. Zu viel Handlung fehlt zwischendrin. Ich nehme an, das Event war damals so angelegt, dass man Monat für Monat immer alle vier gleichzeitig erscheinenden Comic-Hefte lesen sollte. Eine Trennung in Halbjahres-Sammelbände, die dann nicht zeitgleich erscheinen, wird erzählerisch einfach nicht unterstützt. So empfehle ich dringend, den Band erst einmal beiseite zu lassen oder zu legen, bis man auch die übrigen Bände zum „Krieg der Kopfgeldjäger“ sein Eigen nennt.

Die Optik ist gut, unterstützt das Erzählte mit klarem Strich und macht, auch Dank gut gewählter Farben und schicker Lichteffekte, viel Spaß beim Anschauen. Die Raumschiffe sind sauber umgesetzt, die Gesichter der Figuren haben Wiedererkennungswert, vor allem Vader ist toll getroffen, Qi’ra nicht ganz so. Das Gesicht ist zu schmal, der Blick zu berechnend. Vielleicht konnte oder wollte man optisch nicht zu nah an die echte Schauspielerin Emilia Clarke heran.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort fasst die Handlung des Vorgängerbands zusammen. Begleitet wird der Text passend von einem Cover von „Star Wars (2020) #14“. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle sechs Cover, zusammengequetscht auf einer Seite. Bei diesen schicken Motiven wirklich tragisch.

Fazit: „Rettet Han Solo“ ist der dritte Sammelband der Reihe „Star Wars (2020)“ innerhalb der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“. Er gehört zum Mega-Cross-Over „Krieg der Kopfgeldjäger“, was sich hier vor allem negativ auswirkt, weil die Story gegen Ende völlig fragmentarisch bleibt und man kaum noch versteht, was passiert ist und gerade passiert. Bis zum Erscheinen der anderen Bände zum „Krieg der Kopfgeldjäger“ sollte man ihn daher eher beiseite legen. Am Besten lesen sich diese Werke nämlich parallel.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 70: Rettet Han Solo
Comic
Charles Soule, Ramon Rosanas, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3581-6
130 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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Comics Star Wars
news-5267 Mon, 15 Apr 2024 20:00:00 +0200 Extraterrana Cthulhiana https://www.ringbote.de/rezensionen/extraterrana-cthulhiana Der Weltraum, unendliche Weiten … Dies sind nicht die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, sondern die der Investigatoren des „Cthulhu“-Rollenspiels, die tapfer dorthin gehen, wo kein Mensch vorher war, lediglich die schrecklichen Kreaturen des Mythos. In den fünf zusammenhängenden Szenarien dieses Bandes verlässt man die Erde, um sich den Schergen des Mythos im All entgegenzustellen. von Michael Wilhelm

Die fünf recht unterschiedlichen Szenarien dieses opulenten, 168 Seiten starken Bandes befassen sich mit einem scheußlichen Plan des Boten der Äußeren Götter. Im Auftrag des Dämonensultans Azathoth sollen die Investigatoren zu Geburtshelfern für einen neuen Großen Altern fungieren. Hier soll jetzt aber nicht mehr gespoilert werden als auf dem Klappentext des Bandes steht, deshalb nur so viel zur Handlung der Abenteuer.

Der Band startet mit einem allgemeinen Kapitel zu den Machenschaften des Mythos abseits der Erde. Es geht um Reisen zwischen den Welten mittels Astralprojektion, Toren oder mit (fragwürdiger) Hilfe raumfahrender Spezies wie der Mi-Go oder der Älteren Wesen. Auch zu den Anfang des 20. Jahrhunderts noch sehr eingeschränkten Möglichkeiten des realen Raumflugs und den Pionieren der Raketenforschung erhalten wir Informationen und Szenario-Ideen. Abgeschlossen wird das einführende Kapitel mit möglichen Zielen interplanetarer bis interstellarer Reisen, von Zielen in unserem Sonnensystem, wie Mond, Pluto (im Mythos als Kolonie der Mi-Go unter dem Namen Yuggoth bekannt) und Uranus bis zu ferneren Destinationen wie Abbith, Celaeno, Formalhaut und Tindalos.

Die fünf Szenarien umfassen im Schnitt jeweils etwa 25 Seiten und werden stets mit einer kurzen Übersicht eingeleitet, die Art des Abenteuers, empfohlene Spielerzahl (3 bis 6), die Hauptpersonen und eine kurze Handlungszusammenfassung nennt. Immer wieder wird dabei betont, dass die Abenteuer auch als One-Shots geeignet seien. Das mag durchaus zutreffen, wenn man sowieso vorhat, sich schnell wieder von den Investigatoren zu verabschieden. Da man sich nämlich mit Fortschreiten der Kampagne immer weiter von der Erde entfernt, dürfte es nicht ganz unproblematisch sein, neue Investigatoren in eine laufende Kampagne einzufügen.

Allerdings geht durch ein Zerstückeln der Handlung einiges verloren. Die Szenarien bauen aufeinander auf und bilden eine episch fortlaufende Geschichte, die am besten in Gänze genossen werden sollte. Dann ist beim Abschluss der Kampagne der Verlust der Investigatoren oder das Stranden auf einer fernen Welt auch besser zu verschmerzen.

Fazit: „Extraterrana Cthulhiana“ ist eine epische Kampagne, die mit dem Erschließen des Weltraums für den Kampf gegen den Mythos neue Wege geht. Wer nach dem Durchspielen noch Lust auf mehr hat, findet im ersten Kapitel einiges Material zur Erstellung eigener Szenarien oder ganzer Kampagnen, die sich von der Erde als ausschließlichem Tummelplatz des Mythos verabschieden.

Extraterrana Cthulhiana
Abenteuerband
Oliver Adam, Christoph Beeke, Marcel Durer, Andreas Osterroth, Kaid Ramdani
Pegasus Spiele 2023
ISBN: 978-3-96928-097-3
168 S., Hardcover, deutsch
Preis: 29,95 EUR

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Rollenspiele Cthulhu (Edition 7)
news-5266 Sun, 14 Apr 2024 20:00:00 +0200 Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen https://www.ringbote.de/rezensionen/die-prinzessinnen-helden-und-andere-daemonen Einst waren die vier Söldnerinnen Prinzessinnen, doch ist ihr Leben inzwischen absolut unprinzessinnenhaft. Sowohl Monster als auch Verbrecher metzeln sie nieder, bestenfalls für eine gute Bezahlung. Narvila ist nun fester Bestandteil der Gruppe und zieht gemeinsam mit den anderen ins nächste Abenteuer: Das Tor zur Unterwelt steht kurz davor, sich zu öffnen. Wenn das Siegel nicht rechtzeitig erneuert wird, werden bald Dämonen das Land überrennen. von Alice

Die „Prinzessinnen“ gehen ihrem Alltag als Söldnerinnen nach, indem sie verschiedene Aufträge annehmen: Sie beschützen zahlende Kundschaft vor Monstern oder Verbrechern, bis sie eines Tages einen äußerst ungewöhnlichen Auftrag erhalten: Sie sollen einen Mann beschützen, der sich selbst als Prytos, den legendären Helden des Götterkrieges, bezeichnet. Die Prinzessinnen sind skeptisch: Prytos scheint eher ein selbstverliebter, lüsterner Abenteuer zu sein als ein Held. Warum auch sollte ein Held für Schutz bezahlen müssen?

Aufgrund der beträchtlichen Summe, die sie dafür erhalten sollen, sagen sie jedoch zu und erleben somit eines ihrer aufregendsten Abenteuer, das sie je hatten, gleichzeitig mit der wohl nervigsten Begleitung. Prytos gräbt die Söldnerinnen ständig an, welche sich zwar wehren können, aber trotzdem gereizt sind. Außerdem müssen sie ihm häufig aus der Patsche helfen, weil er sich überstürzt in Gefahr begibt, um sich als Held zu beweisen. Das Frühstücksei soll natürlich von einem Greifen sein, und einen Drachen kann man nebenbei noch erschlagen, wenn er sich zufällig einigermaßen auf der Route befindet. Wenn die eigentliche Arbeit von den Prinzessinnen erledigt wird, spielt Prytos das jedoch herunter und abends gibt es eine Kneipenschlägerei, weil er sich wieder einmal vollkommen daneben benimmt. Mit der Zeit stellt sich jedoch heraus, dass Prytos dennoch außerordentlich gut kämpft und seine Wunden übernatürlich schnell heilen. Ist an der Geschichte mit dem Helden doch etwas dran? Als eines Tages der Bote einer Göttin erscheint und die Gruppe darum bittet, das Siegel zum Tor der Unterwelt zu erneuern, nimmt das Abenteuer eine überraschende Wendung.

„Die Prinzessinnen“ zeichnet sich vor allem durch einen eigenartigen Humor und derbe Sprache aus, welche einen unterhaltsamen Kontrast zu der adeligen Herkunft der fünf Söldnerinnen bildet. Wer den ersten Band bereits kennt, weiß genau, was einem erwartet und darf sich erneut köstlich amüsieren. Die Konflikte mit Prytos sind einfach herrlich und auch die „Die Prinzessinnen“ selbst sorgen mit ihrer Eigenheiten für reichlich Unterhaltung. Mef konkurriert mit Prytos um die Frauen und die eigentlich schweigsame Cinn wird plötzlich gesprächig, als sie auf der Reise einen netten Mann kennenlernt. Somit erlebt man diesmal auch eine Liebesgeschichte. Wer „Die Prinzessinnen“ kennt, weiß jedoch, dass diese nicht immer der üblichen Vorstellung von Romantik entsprechen, aber sehr unterhaltsam sein können.

Die Haupthandlung mit dem Tor zur Unterwelt ist an sich interessant, aber eigentlich sind es die kleinen Nebengeschichten, die den Roman zum Leben erwecken. Auf der Reise gibt es mehrere kürzere Szenen mit den unterschiedlichsten Begegnungen: Seeungeheuer, eine Trollmagierin, Greifen, Dämonen-Einhörner und vieles mehr. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Einblicke in die Vergangenheit der einzelnen Söldnerinnen, welche den Charakteren mehr Tiefe verleiht oder einfach nur eine kleine unterhaltsame Geschichte erzählt.

Die Handlung ist in sich abgeschlossen, doch gibt es eine Prophezeiung, die spannende Wendungen andeutet, was Hoffnung auf eine Auflösung in künftigen Werken weckt. Schon im Herbst soll es weitergehen …

Leseprobe

Fazit: „Die Prinzessinnen“ zeichnet sich vor allem durch einen eigenartigen Humor und derbe Sprache aus, wie man es bereits aus dem ersten Band kennt. Wem dieser Humor zugesagt hat, der darf sie nun erneut köstlich amüsieren.
 
Die Prinzessinnen – Helden und andere Dämonen
Fantasy-Roman
Christian Endres
Cross Cult 2023
ISBN: 978-3-98666-422-0
496 S., Paperback, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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Romane Fantasy